Full text: Nordostdeutschland (Band 2)

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Dom 
— 207 — Lübeck 
geweiht. 1173 legte Herzog Heinrich der Löwe den Grundstein 
zu dem S. Johannes d. Täufer und S. Nikolaus geweihten Neu- 
bau, als Denkmal der deutschen Besiedlung Ostholsteins. Nach 
dem Sturze Heinrichs der Bau fortgesetzt unter Bischof Theode- 
rich (1186—1210), vollendet bis 1247. Infolge der erlittenen 
Veränderungen hat das Bauwerk im wesentlichen got. Aus- 
sehen angenommen. — Das älteste große Werk der Backstein- 
baukunst in NDeutschland. Der Grundriß ähnlich den von 
Heinrich dem Löwen erbauten Domen in Braunschweig und 
Ratzeburg. Rom. kreuzfg. gewölbte Basl. nach dem gebundenen 
System, am Chorquadrat halbrunde Apsis, an den Kreuzarmen 
je 1 Nebenapsis, im Langhaus 4 Doppeljoche, 2 quadratische W- 
Türme; erhalten die Hauptpfeiler im Chore und Msch., die 
Mauern der Kreuzarme, die Kreuzgewölbe der Hochschiffe mit 
rundbg. Gurten und hoch ansteigenden Graten auf Schalung 
gyemauert; die Höhe der Abseiten an den Türmen erkennbar. 
Im Chore und Qsch. die derben Dreiviertelsäulen von 50 cm 
Dm, in den Ecken der Pfeiler und Mauern noch nicht der 
Ziegeltechnik angepaßt; die Kapitelle mit bescheidenem’ Zierat 
aus Kunststein (wie in Segeberg), ebenso die Anfänger der 
Gurtbögen der Vierung. Die stattlichen Abmessungen, Msch. 
i. L. br. 10,3 m, h. 20,5 m, und der Verzicht auf alle feineren 
Gliederungen geben dem Inneren ein Bild urwüchsiger Kraft, 
namentlich in dem in alter Gestalt erhaltenen Asch. Die Außen- 
architektur mit Rundbogen- und Rautenfriesen von sprom. 
Ausbildung erhalten am Qsch., insbesondere am Giebel des n 
Kreuzarmes, — Der WBau, zwar in Einzelheiten verdorben, 
hat den ursp. Bestand bewahrt. Zwei quadr. schlanke Türme 
mit spärlichen Horizontalgliederungen. Im STurm rundbg. W- 
Portal, die Leibung gebildet aus 11 Absätzen, deren Quer- 
schnitt ein Viertelstab oder eine Schräge. (Diese ungewöhn- 
liche, weiche Bildung der Leibungen ist sonst im Ausgange des 
Ma. üblich, kommt im Lübecker Kunstgebiete aber vereinzelt 
im Übergangstil der M.13.Jh. vor, Front der H.Geist-K. in 
Lübeck, Portale des Domes in Ratzeburg und der Pfarr-K. in 
Wittenburg.) Zwischen den Türmen eine hohe Empore mit 
gratigem Kreuzgwb., die Gruppe der 3 schlanken WFenster 
[rgot. erneuert, 
Die N Vorhalle. Vor dem n Kreuzarm (gegenüber dem ehe- 
maligen Bischofshofe) das Paradies, das architekt. Kleinod des 
Domes. Im Grundriß neben einander 3 rck. Gewölbfelder, vor 
dem mittleren breiteren ein 4. quadr.; hoch ansteigende Kreuz- 
gewölbe auf gemauerten Gurten und Rippen. Ziegelbau des 
Übergangstiles aus M.13.Jh., mit vorzügl. ornamentierten 
Strukturteilen aus Werkstein; der Formencharakter deutet auf 
einen vom Niederrhein berufenen, sehr begabten Künstler. Die 
Außenmauern nach Art der Kreuzgänge jener Zeit in mehr- 
teiligen Arkaden geöffnet. Die schlanken Ziersäulen mit Knos- 
penkapitellen treten zu größeren und kleineren Bündeln zu- 
sammen. Der Giebel der NFront reicher gestaltet. als sonst im
	        
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