Marien-K.
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Lübeck
eines älteren Baues, und entsprechende finden sich in den auf
dieser Linie in der Querachse liegenden Mauern der Flügel-
bauten in N und S; sie sind mutmaßliche Reste von Vierung
und Qsch. eines rom. Baues, der bereits bedeutende Abmessun-
gen hatte. Ferner hat die Südwand frgot. Pfeiler, aus denen mit
Sicherheit geschlossen werden kann, daß zur Zeit ihrer Aus-
führung an das Chorsystem Soissons-Brügge noch nicht ge-
dacht war. Endlich war in frgot. Zeit für den. Westbau ein
einzelner Mittelturm geplant; seine Mauern sind später in die
Doppeltürme übergegangen. Ergebnis: nach Brand 1251 frgot.
Neubau in den Abmessungen der bestehenden Kirche (als Hllk.?);
dann unter französisch-flandrischem Einfluß (etwa gleichzeitig
mit dem Domchor 1265) Veränderung des Planes, Kapellen-
kranz, Basilika, doppelte Fassadentürme. — Baustoff: Die
Mauermassen aus Backstein, die Sockel, Gesimse, Portale aus
Werkstein. Ist somit der Backsteinstil noch nicht in voller
Reinheit durchgeführt, wie seit dem 14. Jh. in Schwerin, Wis-
mar, Doberan usw., so steht der allgemeine Charakter der
baltischen Backsteingotik doch schon fest: Zurücktreten des
Steinmetzen vor dem Maurer, Beschränkung der Schmuck-
formen, Vorwalten der Konstruktionsform in schlichtem, klarem,
großflächigem Vortrag, die Stirımung hoch monumental und
zugleich herb und nüchtern.
Bauplan. Basilika ohne Qsch., von 9 Jochen, im Mech.
5/s Schluß. Das 1. westl. Kapellenpaar des Umganges nicht (wie
im Dom) vollstänäig entwickelt, sondern von den Umfassungs-
mauern der Langseiten verschnitten; das 2. Paar normal; die
Schlußkap. (Sänger- oder Beicht-Kap.) um 1440 infolge Erwei-
terung weiter hinausgeschoben und mit gesondertem Dach, wofür
ebenfalls in Flandern, der Normandie und England die Vorbilder.
Die liturgische Grenze des Chores liegt an dem oben genannten
Pfeilerpaar, d. i, den alten westl. Vierungspfl., bei denen die Bau-
führung eine Zeitlang inne hielt, um das rom. Lhse. während der
Herstellung des Chores dem Gottesdienst zu belassen. Die Al-
gemeinheiten des Systems. sind in beiden Hälften die gleichen, in
der Einzelbildung wurden leichte Abweichungen beliebt; am
kenntlichsten an den Pfeilern. In der OHälfte ist ihr rck. Kern
ganz mit Birnstäben, Rundstäben und Hohlkehlen überdeckt, so
daß sich im Grundriß ein rhombischer Umriß ergibt, also eine
unter dem Einfluß der Werksteingotik stehende Gestalt, Im Gegen-
satz dazu greift das Lhs. auf die quadr. Pfeiler der rom. Bauweise
zurück und gliedert sie nur mit einzelnen Diensten; die Profi-
lierung der Scheidbögen entsprechend einfacher. Im Hochschiff
ist die Mauermasses durch kleine Blenden erleichtert; sie ge-
währen Raum für einen Lauifgang mit Maßwerkbrüstung und
kleinen Fialen; ein Treppenturm am OEnde des n Ssch, macht
ihn zugänglich. Im Lhs. ist der Laufgang aufgegeben. Die
Kreuzgewölbe haben Kreuz- und CQuerrippen von gleicher
Stärke; die Kappen sind % Stein stark und auf den Schwal-
Dehio. Handbuch. Il. Bd.