Marienburg — 312 —
den Hochmeisterpalast des Mittelschlosses. 2. Periode vorbe-
reitet durch F.v. Quast und H. Blankenstein, von 1882 ab bis
1921 unter Leitung von Konrad Steinbrecht, beginnend mit dem
Hochschlosse, dann zum Mittel- und Vorschlosse übergehend.
Die Marienburg erweitert den Begriff der preußischen Ordens-
schlösser nach zwei Seiten: in der Anlage durch Einschiebung
des Mittelschlosses, in der Durchbildung durch Anwendung reiche-
rer Kunstformen; im ganzen bleibt doch der auf das Einfach-
Große gerichtete Grundzug dieser Architektur, der sowohl in
der Gesinnung des Ordens als im Stilcharakter des Baustoffs,
Backsteins, begründet ist, gewahrt. Nichts Malerisch-Gesuchtes,
in allem der Geist strenger Ordnung, klaren Verstandes. Gewal-
tiger Unterschied gegen die Burganlagen des Westens.
Hochschloß. Der Grundriß folgt der Anlage des für 12
Brüder eingerichteten Konventhauses von 1280. Sie gleicht
den übrigen Anlagen dieser Zeit, von denen die zu Mewe und
Rehden am besten erhalten sind. Viereck mit äußeren Seiten-
längen 62:52 m. Nur 3 Flügel wohnbar ausgebaut, an der O-
Seite eine Wehrmauer, Am meisten vom ältesten Bestande
zeigt die äußere NFassade (rundbog. Tonplattenfries). Im Hofe
ist der auf die Kapelle fallende Abschnitt alt, alles übrige vom
Ausbau des 14. Jh. Den Hof, 32:27 m, umzieht eine 2geschos-
sige Laube, die auf der SSeite noch ein 3. Geschoß hat. Im
Untergeschoß ist der Umgang durch viele Kellerrampen unter-
brochen und zahlreiche Türen und Fenster münden in die zu
ebener Erde liegenden Wirtschaftsräume; zu beachten die große
Konventküche im WFlügel und der Speicherkeller im SFiügel.
— In den NFlügel teilen sich Kapitelsaal und Kapelle, jener
zweischiffig 4 rck., diese einschiffig 4 quadr. Joche lang, beide
mit Sterngewölben überdeckt.. Die S.Marien-Kapelle ist
der am besten erhaltene Teil des Hochschlosses; der aus dem
geschlossenen Viereck der Gesamtanlage vorspringende öseit.
geschlossene Chor und mit ihm die 4 J. Sterngewölbe der Ka-
pelle gehören zum Umbau des 14. Jh. Noch vom E.13. Jh. die
Eingangstür, „Goldene Pforte‘, mit reicher ornamentaler und
figürlicher Plastik, aus halbtrockenem Ton geschnitten, in den
Bogenläufen kluge und törichte Jungfrauen, Ecclesia und Syna-
goge. Sängerbühne im W in zierlichem Maßwerk aus Kalkstein,
in der Mitte auf 2 Säulen vortretend Altan mit Baldachin, dar-
über Orgel. An den Gewölbediensten fast lebensgroße Stuck-
figuren der Apostel, aus der 1344 abschließenden Bauzeit. Unter
dem Kaffsims gemalter Bildfries, verhältnismäßig gut über-
liefert; am westl. Teile der Langseiten Darstellungen des Alten
und Neuen Bundes, beginnend an der Pforte, an den übrigen
Teilen und im Chore Brustbilder der Propheten und Apostel,
Märtyrer und Bekenner, an der Brüstung des Altanes der WEm-
pore das jüngste Gericht. Hölzerne Kreuzigungsgruppe an der
NWand. 14. Jh. — OFlügel: Dormitorium, darüber Speicher, —
SFlügel: zweites Dormitorium (?), darüber der Konventremter,
? Sch. und 8 J.. und die Herrenstube 2 Sch. und 4 J., Kreuzgwb.