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Ratzeburg
dem Dome in Lübeck, neben diesem eines der ältesten Denk-
mäler‘ des roman. Ziegelbaues, ausgezeichnet durch fast voll-
ständige Erhaltung. Die Ausführung teils in graugelben, teils
in roten Ziegeln; die Gliederungen scharriert. Die Plananlage
folgt niedersächs. Kirchen, namentlich dem Dome in Braun-
schweig. Gewölbte Basilika 3sch. kreuzfg., nach gebundenem
System; am Chore eine Halbkuppel-Apsis; die 2 Nebenchöre mit
spitzbog. Tonnengwb., ihre OAbschlüsse zerstört; im Mech, 8
quadr. Joche. Die Hauptpfeiler kreuzfg., die Zwischenpfl. quadr.,
an den Ecken mit schwachen Rundstäben besetzt, das Vorbild
der Werksteinbauten in den Ziegelbau übertragend; die Rund-
stäbe ehemals mit spiralfg. Bändern 3farbig bemalt. Die Bögen
des Chores und der Langmauern, auch die Oberfenster halb-
rund. Die scharfgratigen Kreuzgewölbe von derben Gurten ge-
trennt, auf Schalung gemauert, in den Abseiten rundbg., im
Hochschiff spitzbg., SO daß ihre Vollendung gegen 1220 anzu-
setzen ist. Am Äußeren Lisenen, halbrd. Dienste und Bogen-
friese der üblichen vorgeschrittenen Art. — Breiter WBau, aus
dessen nicht ausgeführten oberen Teilen sich vermutlich ein
Turmpaar entwickeln sollte. Eingang an der SSeite, in der ab-
getreppten Leibung gemauerte Säulchen. Vorhalle A. 13. Jh.,
gemeinsam mit dem Dome errichtet; gefälliger Giebel über der
SAnsicht; das Innere überdeckt von 4 gratigen spitzbg. Kreuz-
gewölben auf einem Mittelpfl., dieser gebildet aus 4 Halbsäulen
und Runddiensten mit Trapezkapitellen, nebst den Bögen ab-
wechselnd aus gemeinen gelben und grün glasierten Ziegeln ge-
mauert. — Spgot. Zusätze. Instandsetzung und Ausbau 1. HB.
17. Jh., die Gruft unter Chor und Vierung eingerichtet, wo eine
Krypta nicht bestanden hatte. Die Wiederherstellung :1876—81.
hat versucht, dem Gebäude das ursp. Bild zurückzugeben, leider
mit unzureichenden Mitteln; der spgot, Turm über der Mitte des
WBaues erneuert; von den spgot. Kapellen nur erhalten am
südl. Ssch. die 2 mittleren Joche. Der schlanke spgot. Dach-
reiter über dem OJoche des Msch. 1893 durch Blitzschlag zer-
stört; der neue über der Vierung errichtet. — Maße, Msch. und
Qsch. breit 8,8 m, hoch 17,3 m, ganze innere Länge 61 m. Al-
tar, hoher prächtiger Aufbau aus Alabaster und farbigem Mar-
mor, Reliefe des Heilswerkes, derbes Knorpelornament, 1629 von
Gebhard Georg Titge aus Rotenburg (Inschr.). — An der NSeite
des Chores Schreinaltar M. 15. Jh., auf den Flügeln Stand-
bilder von 12 Heiligen und Gemälde der Geschichte Christi. Der
Schrein 1634 erneuert und auf Säulen gesetzt, vermutlich von
G. J. Fidecke; figurenreiches Steinrelief, Christi Kreuz-
tragung, Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung, aus einer
Lübecker Werkstatt der 1. H. 15. Jh.; daneben die jüngeren sil-
bernen Gestalten Christi und der Apostel, die letzteren abhanden
vekommen. — Sprom. Kreuzigungsgruppe auf dem
Triumphbalken im OJoch des Msech., die Gestalten von edler
Haltung, Christus hat die Augen geschlossen; das 5,7 m hohe
Kreuz mit Blättern besetzt. am Sockel Relief Maria mit Kind,