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hebt sich der Soldatenbau, die alte Wachtstube, und weiterhin
Okonomiegebäude; alles aus der Zeit Ludwigs V. Das interessan-
teste Stück ist die n an die Wachtstube sich lehnende offene
Brunnenhalle, Die Spitzbgg. ihres Kreuzgwb. werden von granitenen
Sl. römischen Ursprungs getragen; sie waren ehedem am Palatium
Karls d. Gr. in Ingelheim verwendet gewesen und vom Vater Lud-
wigs V. hierher gebracht. Von der SOEcke aus setzen sich Wirt-
schaftsgebäude an der OMauer bis zum Apotheker-T. fort. Das
Ende bildet auf der Hofseite der Ludwigsbau; das Wappen über
der Eingangstür des Treppen-T. bez. 1524: das oberste Geschoß
Umbau Karl Ludwigs.
d) Nordostseite. Nach einer am Treppen-T. des Ludwigsbaus
eintretenden leichten Knickung der Fluchtlinie folgen der Ott-
heinrichsbau und, ungefähr im rechten Winkel zu ihm, der sog.
gläserne Saalbau. In ihnen hat, spät genug, die Renss. in Heidel-
berg die Herrschaft angetreten, Obgleich zeitlich voneinander nur
mäßig entfernt (der Saalbau seit 1544, der Ottheinrichsbau seit
1556), repräsentieren sie doch den neuen Stil in zwei sehr ver-
schiedenen Fassungen. jener, obgleich sein Bauherr Friedrich II.
einst auf langen und vielen Reisen Frankreich, Italien und Spanien
kennen gelernt hatte, hat gleichwohl nichts Welsches an sich, er
gibt den neuen Stil in einem völlig verdeutschten Derivat; der
Ottheinrichsbau dagegen ist weit entschiedener italistisch, mit einem
niederländischen Einschlag. Kurfürstlicher Oberbaumeister war von
1547 ab Hans Engelberger; er kann als Urheber des Saalbaus
vermutet werden,
Der Saalbau bildet im Gr. ein stark gestrecktes, wenig tiefes Recht-
eck; älteste rom. Mauerbestandteile (s. oben S. 137) sind benutzt und
an der NSeite noch als solche zu erkennen. Die SFront nach dem
Hof ist jetzt reichlich zur Hälfte durch den Ottheinrichsbau zu-
gedeckt. Wo der jetzt den Winkel ausfüllende polygonale Treppen-T.
steht, war ursp. die Mitte. Die rechte Hälfte mag schon damals
durch irgendwelche, jedenfalls nicht hohe Baulichkeiten auf dem Ge-
lände des späteren Ottheinrichsbaus dem Anblick. einigermaßen ent-
zogen gewesen sein; so erklärt sich die sehr schlichte Behandlung.
Die linke Hälfte wurde in die 3geschossige Laube aufgelöst, die
im malerischen Bilde des Schloßhofs eine so wichtige und an-
ziehende Rolle spielt. Die Jugendzeit der deutschen Renss. zeigt
hier höchst liebenswürdig ihr naives volkstümliches Gesicht. Durch
die anheimelnde Breite und Gedrungenheit der Verhältnisse (man
beachte, daß die SIl. auf der Brüstung stehen und daß die Fuß-
linien der letzteren unbetont bleiben) fühlt‘ man sich mehr an
rom. Vorbilder, als an solche der ital. Renss. erinnert; die SI,
zuchen wenigstens im Detail „antikisch“ zu sein: die Bogenprofile