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dessen Kanten das im oberelsässischen Spätromanismus beliebt ‚ge
wesene Kugelornament sich in fratzenhafte Köpfe verwandelt hat ;
je 3 degagierte Säulchen; in der Bildung des Laubwerks manches
altertümlich, das meiste aber vor 2. H. 13. Jh. nicht denkbar, Und
ganz besonders gilt dies von dem plastischen Stil der die Archivolte
begleitenden Statuetten und des Tympanonreliefs. In diesem
ist übrigens der interessante Versuch. gemacht, :an Stelle der in der
iranzösischen Gotik üblichen (künstlerisch nicht einwandfreien)
Teilung in horizontale Streifen, Teilung durch eine Kurve zı.
setzen, ‘Dargestellt ist in der unteren Abteilung die Legende des
hl. Martin (oder Nikolaus?), der 3 Jungfrauen vor dem Verkauf in
Schande rettet, In den Archivolten die freien Künste (?). Unter
dem Bilde des durch Reißbrett. und Zirkel gekennzeichneten Archi-
tekten die Inschr, Maistres Humöbre[h]t. - Die französische Form des
Titels soll andeuten, daß der Mann in Frankreich studiert hat;
der Name ist aber deutsch und noch unzweideutiger ist es die
ganze Kunstweise. Die Gliederung der Oberwand durch ein Fenster
mit begleitenden Blendnischen reproduziert in starker Vereinfachung
die Ideen der Querschiffsfassaden der Notre-Dame in Paris (1257),
wie es gleichfalls in Wimpfen geschehen ist. Das sehr schön und
kräftig gegliederte Doppelportal der NFront hat schon alle rom.
Erinnerungen abgestreift, Nicht ganz so die Eckpfll. am Eingang
in den Chor. Im Lhs. 6 schmal- rck, Joche. Das erste Pfl. Paar
im W verstärkt, um die Fassadentürme zu tragen. Man beachte,
daß dies schon dem ersten Plan gehört, nicht erst (wie in Straß-
burg) auf einer nachträglichen Veränderung beruht. Die Ssch,
sind, wie gewöhnlich, vor dem Msch. zur Ausführung gekommen
und zeigen etwas reichere Formen; die Konsölchen. unter den
Basen der Dienste sind ein charakteristisch straßburgisches Motiv.
Die Pfil. des Msch. rund mit 4 derben Diensten‘ und ..blattlosen
Kelchkaptt. Das System: ist nach deutscher Weise reduziert, d. h,
ohne Triforiunm, übrigens in. weit ebenmäßigerer Durchführung als
z. B. in Freiburg. Die 3teil. Oberfenster schon 14. Jh. An der
WFassade ist das wirksamste die senkrechte Teilung durch sehr
starke Streben... Daneben erscheint ‚die Wandgliederung, aus ähn-
lichen Elementen wie die s Qsch. Front, einigermaßen schwächlich.
Das Tympanon des Portals im Stil des fr, 14. Jh., 2 horizontale
Streifen, Anbetung der 3 Könige und Marientod. Von den Türmen
nur einer (S) ausgeführt, sein Helm 1572 abgebrannt. — Der Chor
der ersten Anlage war kürzer und paßte sich dadurch dem ganzen
Raumbild sicher harmonischer an. Neubau 15. Jh.. Im Gr. 3.J.
+.S/e. Eigentümlich die Trennung: des Binnenchors. vom Umgang
durch eine feste Wand, oben mit kreisrunden Öffnungen (Maß-
werk neu). Unten für Chorstühle freigehalten, offen nur die 3 Poly.