Full text: Südwestdeutschland (Band 4)

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Lor 
LORSCH. Hessen Kr. Bensheim. [D.] . 
Ehem. Benedikt,-Klst., das bedeutendste des fr. Ma. am rechten 
Ufer des Oberrheins. Bald nach der Gründung‘ 763 wurde das 
Kist. an den heutigen Platz verlegt. Die auf dem 1 Stunde entfernten 
Seehof gefundenen Fundamente werden vermutungsweise mit jener 
ersten K. in Verbindung gebracht. Wenn die am jetzigen Platz 
erbaute K, schon 774 geweiht wurde, so kann es nach damaligen 
Baugepflogenheiten unmöglich schon die definitive Monumental-K. 
gewesen sein. 1090 großer Brand, Weihe des Neubaus 1130. Schon 
im 13. Jh. sank die Bedeutung des Kist. Die Haupt-K. 1621 von 
den Spaniern eingeäschert und nicht wieder aufgebaut. In der 
Zeit seiner Blüte hatte das Klst. außer der Haupt-K. noch 4 kleinere 
Kirchen und Kapellen. Heute nur spärliche Fragmente erhalten, 
die . gleichwohl Lorsch zu einem kunstgeschichtlich bedeutungs- 
vollen Orte machen. Verhältnismäßig sehr gut im Stande ein kleiner 
Bau, der mit Wahrscheinlichkeit als das monumentale Eingangstor 
zum Vorhof der karolingischen Haupt-K. anzusehen ist. (Aufnahmen 
in der Monogr. von R. Adamy 1891). Die Entstehungszeit mit 
Genauigkeit nicht zu ermitteln; das seit Adamy geltende Jahr 774 
sicher zu früh; aber tiefer als bis in die Zeit Ludwigs des Deutschen, 
der das Klst. besonders begünstigte, wird man auch nicht herab- 
gehen dürfen. Anlage und Formensprache stehen völlig im Banne 
römischer Tradition. Gr. ein quergestelltes Reck. von 11:7 m. 
Aufbau in 2 Geschossen. Erdgeschoß als Durchgangshalle, an 
beiden Fronten in 3 Rundbg. Arkk. sich öffnend. Das Obergeschoß, 
mutmaßlich die Wohnung ues Torwächters, mit 3 kleinen Rundbg.- 
Fenstern, Das Erdgeschoß nicht gewölbt; Mauerstärke nur 0,33 m. 
An die Pfll. lehnt sich ein System von Halbsll., das bis zum 
Gurtsims aufsteigt; die Pfll. selbst sind an der Front glatt, sie 
haben Kämpfer (Karnies mit mehreren feinen Plättchen) nur 
unter der Leibung. Für die SIl. ist die reichste, die komposite 
Form gewählt. Ihre Bildung leblos, rein ornamental aufgefaßt, 
technisch mit erheblicher Sorgfalt ausgeführt, übrigens ohne me- 
chanisch genaue Gleichheit der korrespondierenden Stücke. Das 
horizontale Teilungsglied ist kein Architrav, sondern, wieder mit 
sich vordrängendem ornamentalen Triebe, ein Blätterfries, pal- 
mettenartig, unten mit Perlschnur gesäumt. Im Obergeschoß 
Pilaster, auf je 1 Ark. des Untergeschosses 3 Achsen, Maßstab 
slein und auch die Behandlung der kannelierten Schafte und der 
barbarisch jonisierenden Kaptt, kleinkunstmäßig empfunden. Ver- 
bindung durch Spitzgiebel anstatt Rundbgg. Man hat. hierin Ein- 
luß germanischer Holzarchitektur sehen wollen. Allein solche 
Giebelverbindungen kommen öfters an altchristlichen Sarkophagen, 
selbst in Rom, vor. Die Ecken sinngemäß zu charakterisieren hat
	        
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