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ist es schwer, sich vorzustellen, daß. man schon bald nach der
eine lange Bautätigkeit abschließenden Weihe von 1239 sich wieder
zu so eingehenden Änderungen verstanden habe und wird deshalb
geneigt sein, die Lettner noch vor.1239 zu setzen. Andererseits
wäre ein so frühes. Datum stilgeschichtlich schwer zu begründen;
für die architektonischen und ornamentalen Formen könnte man
es noch begreifen; aber für die Plastik? Dieselbe paßt zu einer
Lettneranlage (vgl. Gelnhausen und Naumburg) so gut; für welchen
anderen Bauteil könnte sie sonst bestimmt gewesen sein? Ob
nun vor oder nach 1239, immer bleiben die Lettnerfragmente in
der Geschichte der. Mainzer Kunst ein isoliertes Zwischenspiel.
Es hat sich keine schulmäßige Weiterentwicklung daran ge-
knüpft.
4. Außenbau. In alter Zeit war der Dom ganz — und ist es,
in anderer Weise, zum großen Teil noch jetzt — von niedrigeren
Gebäuden, die dicht an ihn herantraten, eingeschlossen. Er. hatte
nur durch seine überragenden oberen Partien zu wirken. Unten
kommen allein die Portale in Betracht. — Auf der NSeite das
Marktportal, A. 13. Jh., nicht sonderlich reich, aber in Proportionen
und Profilen bmkw. fein und vornehm, im Tympanon Flachrelief,
Christus in der Mandelglorie, von 2 Engeln getragen; die schlichten
bronzenen Türflügel von der 1804 abgebrochenen Liebfrauen-K.
hierher versetzt; sie sind für Erzb. Willigis von einem Meister
Beringer gegossen; in den oberen Füllungen später eingegraben
die von Erzb. Adalbert I. 1118 erteilte Urkunde der Stadtfreiheit. —
Das am n Qsch. innen angebrachte sprom. Portal ist im 19. Jh.
hierher versetzt; es war Außenportal des H. Geistspitals, c. 1230. —
Auf der WSeite am s Qsch. das längere Zeit vermauert gewesene,
nur z. T. freigelegte Portal des Paradieses (Zugang vom Leich-
hof); ungefähr aus derselben Zeit, wie das vorige, aber in einem
anderen, üppigeren Dekorationsstil; am Tympanon der Welten-
richter zwischen Maria und Johannes, in dem engeren Raum der
Ecken die Halbfigg. zweier Bischöfe; sehr hohes, der Vollplastik
sich näherndes Relief; Muschelnimben. — Das Portal der SSeite
führt zur Memorie und wird dort besprochen werden. — End-
lich 2 Portale am o Ende der Sschiffe, . Ihre Stilrichtung ist eine
wesentlich andere als die des Marktportals. Die prachtvollen
korinth. Kaptt.. (modern übergangen) weisen auf eine Verbin-
dung mit der lombardischen Protorenaissance, wie sie, weit um-
fassender noch, auch am Dom von Speier vorkommt; gleichen
Ursprungs das Löwenkapt. Im Innern, an der Wand der n Durch-
gangshalle ein Quaderstein, in dessen Fläche der Umriß eines ähn-
lichen Löwen eingeritzt ist. Die Tympana glatt, ohne plastischen
Schmuck. Am s ein ursp. nicht für diesen Platz gearbeitetes