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Hochrelief, Weltenrichter mit Maria und Johannes, angebracht; die
sehr :hoch einzuschätzende Arbeit stammt aus demselben Kunst-
kreise, wie das Fragment des WLettners, jetzt im Kreuzgang, und
könnte zu diesem gehört haben. — Auch die heute als (einzige)
Schauseite. wirkende OFront war schon im 12. Jh. keine, da
dicht vor ihr die Liebfrauen-K, stand. Deshalb die unteren Teile,
bis auf die oben genannten Portale, sehr obenhin behandelt.
Erst in der Giebelregion treten durchgebildetere Formen auf. Die
got. UÜberhöhung des Vierungs-T. gab ein Oktogon mit spitzbg.
Kuppeldach, das im unteren Teil von den Fensterwimpergen über-
schnitten wurde. Der T. brannte 1793 aus, 1828 setzte ihm Moller
eine Kuppel auf, 1870 ff. wurde er durch die jetzige rom. Kompo-
sition ersetzt. — Der WBau legt ebenfalls den Nachdruck auf die
oberen Teile. Die Ansicht vom Leichhof bietet eines der stolzesten
Architekturbilder Deutschlands. Der Gr. des Chorhauptes macht
sich in seiner Gliederung auch nach außen geltend, indem der quadr.
Mittelraum mit selbständigen Giebeln hervortritt. 2 schlanke Türm-
chen bezeichnen die Ecken. Die Dekoration von großzügigem Reich-
tum. Über die Krönung und Bedachung des Haupt-T. in rom. Zeit
wissen wir nichts. Über den 2 rom. Mauergeschossen folgt ein got.
vom E. 15. Jh. Darüber ‚erhob sich bis zum Brande von 1767 ein
kolossaler hölzerner Helm, umgeben von 8 Giebeln. Neumann er-
setzte ihn durch den noch bestehenden Steinhelm. Das Gemisch
von pseudo-gotischen und Zopfformen ist zwar im Sinne der histo-
rischen Stilgrammatik stillos, den höheren Stilgesetzen der Massen-
und Linienentwicklung wird die Komposition aufs schönste gerecht.
Der Vergleich zwischen Neumanns genialer Naivität und CuyPers
archäologischer Stilgerechtigkeit ist ein überaus lehrreiches Probe-
stück für die Prinzipienfragen der Denkmälerrestauration. — Im
Einzelnen übersehe man nicht, daß die got. Fialen eine Verschlecht-
besserung des 19. Jh. sind. Neumann hatte an ihrer Stelle Obe-
lisken ausgeführt, verbunden durch reizende schmiedeeiserne Guir-
landen (vgl. die Ansicht von Hundeshagen in der Gemälde-
galerie).
5. Anbauten. a) Gotthards-Kap. Erb. von Adalbert I, (f 1137)
als erzbischöfl. Haus-Kap. Der Bischofshof befand sich w von ihr
auf der NSeite des jetzigen WChors. Graben und Mauer trennten
ihn von der Kap., die Verbindung muß man sich durch eine Brücke
denken. Der Aufbau als Doppel-Kap., Erdgeschoß für die Diener-
schaft, folgt einem allgemeinen Brauch. Öffnung im Mittelfeld
der Zwischendecke. Das Hallensystem eine Fortbildung der an
den Krypten gewohnten Verhältnisse. Teilung des Gr. in 3 >x3
Felder. Ausgebautes Chorquadr. mit halbrd. Apsis. Unten Pfll.,
oben Würfelknaufsll.. Gwbb. grätig, ohne Gurten, in. den z. T.