Full text: Südwestdeutschland (Band 4)

Jpp 
— 312 — 
Opp 
aufgelöst (Muster der Zrwixsche Vierungs-T. des Straßburger Mün- 
sters); die Dachpyramide aus Holz, nach freiem Ermessen des 
Restaurators. Eine Eigentümlichkeit der ersten Anlage war, daß 
der T. an seinem Fuß, bevor er ins 8Eck übergeht, noch auf 
xurze Strecke das 4Eck des unteren Gr. zeigt. Diese zwischen den 
Dachverschneidungen vorspringenden Mauerteile nun wurden zu 
Lauben aufgelöst, gleichsam Aussichtserker für die Turmhalle. 
Dieser geistreiche Einfall war aber konstruktiv sehr bedenklich, 
kam nur an der SSeite zur Ausführung und wurde später auch 
hier durch Zumauerung unterdrückt. — 3. Langhaus (24,5 m 1., 
22 m br., Msch. 20 m 1., Ssch. 12,6 m h.). L. und H. waren ge- 
geben, Vergrößerung nur nach Br. möglich. Dadurch kam man 
auf einen im Verhältnis zu den sonst sich zeigenden Tendenzen 
des 14. Jh. auffallend breit proportionierten Querschnitt. Mit ihm 
mußten die übrigen Verhältnisse in Harmonie gesetzt werden: die 
Ssch. wurden ungewöhnlich hoch, die Joche ungewöhnlich weit. 
Nur zum Qsch. trat ein Mißverhältnis ein: es erscheint jetzt beengt; 
was jedoch ursp. weniger empfunden wurde, weil es im Ma. durch 
sinen hohen Lettner vom Lhs. geschieden war. Das Eigentüm- 
lichste aber, ein wirkliches Unikum, ist in der Anlage der Seiten- 
Kapp. gegeben. Sie durchbrechen die Umfassungsmauern in etwa 
3/5 ihrer Höhe je 2 auf 1 Schiffsjoch, und schieben ihre Abschluß- 
mauer bis zur Außenkante der Strebepfil. vor. Soweit ein in Frank- 
reich schon im sp. 13. Jh. geübtes, für Deutschland allerdings neues 
Verfahren. Das eigentümliche und wahrhaft geistreiche in der Oppen- 
heimer Anlage ist (richtiger: war) aber dieses, daß man sich nicht 
mit den Nischen begnügte, sondern die die Gwbb. der Kapp. tra- 
genden kleinen Sll. nach innen in. den freien Raum der Ssch. vor- 
springen ließ, wobei als oberer Abschluß eine Terrasse oder Em- 
pore (praktisch ohne Bedeutung) gebildet wurde. Ein großer per- 
spektivischer Reiz muß dieser Anordnung zugekommen sein. Sie 
ist bei der Rest. um 1840 durch Zurückziehung der Säulenflucht 
vernichtet und bedauerlicherweise bei der letzten Rest. nicht wieder- 
hergestellt worden. In der Außenansicht nimmt die Kapellenreihe 
den Charakter eines Sockelbaus an. Er ist als flache Terrasse ab- 
gedeckt. Ein gleiches wäre auch für die Deckung der Ssch. das 
künstlerisch Konsequente gewesen. Ob es je so ausgeführt ge- 
wesen ist, ist ungewiß. (In der letzten Rest. wurden isolierte Zelt- 
dächer gewählt.) In jedem Fall war das Steinwerk dieser Teile in 
hohem Grade.den zersetzenden Einflüssen der Niederschläge und 
Temperaturwechsel ausgesetzt. Bedenklich ist auch die Gestaltung 
des Strebesystems: in seinen unteren Teilen wird zu viel von ihm 
dem Auge entzogen; in seinem oberen wird durch den kreuz- 
förmigen Gr. (übertreibende Nachahmung des Kölner Vorbildes)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.