Full text: Südwestdeutschland (Band 4)

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in ganzem Umfange sein Werk. Wichtigste Grundlage der Unter- 
suchung bilden 3 Baurisse aus dieser Epoche (im Frauenhaus, 
publiziert und eingehend erörtert in der Sonderschrift von H. Kunze 
1911 und in den Münsterblättern von J. Knauth). Ihre Bedeu- 
tung geht über die Geschichte des Münsterbaus hinaus. Sie waren 
in 1. H. 14. Jh. vielbenutzte Studienobjekte, so daß sich an aus- 
wärtigen Bauten Motive aus ihnen benutzt finden, die am Münster 
selbst nicht zur Ausführung gelangt sind. Gemeinsam ist ihnen 
genaue Kenntnis französischer zwischen 1250 und 1270 entstan- 
dener Fassaden, besonders S. Nicaise in Reims und Querschiff 
der Notre-Dame in Paris. Die dort ausgesprochenen Ideen sind 
mit hoher Selbständigkeit — schon die nach französischem Maße 
sehr niedrigen Proportionen des Lhs. nötigten dazu — weiter- 
geführt. Für die Ausführung ist zu beachten, daß die rom, Turm- 
fundamente beibehalten, nur nach außen verstärkt wurden. Die 
rom. Abschlußwand des Lhs. wurde erst niedergelegt, als die 
Fassade im Erdgeschoß fertig war. Man begann 1276 mit dem 
NTurm, 1280 mit dem STurm. An diesem ist bereits ein zweiter 
Meister, Erwigs, tätig. Der erste ist der Erfinder des Risses B. 
Diesem gegenüber ließ Zrwirx Reduktionen eintreten, die wir 
hier nicht genauer beschreiben, da sie nur an der Hand des 
Risses nachgewiesen werden können. Am ausgeführten Gebäude 
empfindet man es als eine Härte, daß die erste starke wage- 
rechte Teilungslinie an der Pfl.Gruppe der NWEcke sich am 
Turme selbst nicht fortsetzt, sondern erst 3 m höher unter der 
Bank des ersten Fensters wieder aufgenommen wird. Dieser Bruch 
im horizontalen Linienzug ist durch Zrwir% herbeigeführt. Ferner 
gestaltete er den Wimperg über dem Mittelportal anders als die 
der Seitenportale (der erste Meister hatte alle 3 gleichartig geben 
wollen). Mit der Rose griff Zrwix auf Riß A und damit auf das 
Vorbild von Paris zurück, (Die leichten Veränderungen sind nicht 
Verbesserungen.) Endlich gehört ihm die im Detail elegante, in 
der Komposition trockne Dekoration der inneren Wandseite und 
die nichts weniger als wohlgelungene Gestaltung der die Türme 
tragenden Freipfeiler (nach Abbruch der rom. Wand). Nach Zwwins 
Tod, wenn nicht schon früher, trat eine Stockung ein. Die Türme 
erreichten den Abschluß des 3. Geschosses im Jahre 1365. Das frei 
vor die Mauer gesetzte Stabwerk wurde, in vergröberter Form 
zwar, beibehalten. In den großen Linien trat darin eine Aende- 
rung ein, daß die Ausdehnung der über der Rose als Abschluß 
der Mittelfassade angeordneten Statuengallerie auf die Türme unter- 
olieb, um Raum für die Erhöhung der Turmfenster zu gewinnen. 
Für die Türme als solche eine Verbesserung der Proportion, für 
das Ganze, durch das Einsinken der Mitte, doch nur eine Ver-
	        
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