Full text: Südwestdeutschland (Band 4)

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höchste in Deutschland bis zur Vollendung der Türme von Köln 
und Ulm im 19, Jh. 
X. Dekoration. Mit dem neuen Baustil entfalteten sich am 
Münster zwei Gattungen der monumentalen Dekoration, die Plastik 
und die Glasmalerei — inhaltlich ein Ersatz für die verdrängte 
Wandmalerei — zu einer bis dahin in der deutschen Kunst 
schlechthin unerhörten Ausdehnung und Pracht. Es ist anzu- 
nehmen, daß durch sie das Straßburger Münster vielleicht noch 
mehr als durch seine Architektur unter den Zeitgenossen ein 
Gegenstand der Bewunderung und eine hohe Schule wurde. 
A. Monumentale Plastik. Im Winter 1793 befahlen die Kom- 
missäre des französischen Konvents „abattre toutes les statues“, 
Jas amtliche Protokoll konstatiert die Vernichtung von 235 Bild- 
werken, Der Rest wurde durch die Bemühungen des Professors 
Mermann und schließlich durch Ermüdung der Zerstörer gerettet. 
[m Laufe des 19. Jh. sind viele Lücken wieder ausgefüllt worden, 
doch sieht man noch immer leere Plätze in großer Menge. In neue- 
ster Zeit ist trotz der ungewöhnlichen Wetterfestigkeit des Materials 
mehrfach Auswechslung der alten Stücke nötig geworden. Für 
Abgüsse ist in umfassendster Weise Sorge getragen. Die Ein- 
richtung eines Münstermuseums wird geplant, einstweilen hat man 
sich an das Magazin des Frauenhauses zu halten. — Trotz aller 
Verluste gilt es noch heute, daß an keinem andern Orte die Ent- 
wicklung der deutschen Bildhauerkunst von A. 13. bis M. 14. Jh. 
in einer ähnlich vollständigen Reihe vorliegt und mit relativ sehr 
sicherer Datierbarkeit der einzelnen Etappen. 
a) Querschiff. Das Programm der ersten Bauperiode war noch 
ein sehr beschränktes: Reliefschmuck der Türbogenfelder, mehr 
nicht. Zur Ausführung kam nur : dasjenige am NFlügel, Die 
Sigürliche Darstellung 1793 von einem fleißigen Fanatiker abge- 
meißelt, der Umriß noch zu erkennen: in der Mitte Maria auf 
dem Thron, zu ihren Füßen der Psalmist David, links die an- 
betenden Könige, rechts dieselben weiterziehend vom Engel ge- 
leitet, Das lineare Kompositionsschema weicht von dem in der 
Zeit üblichen (mit konzentrischer Ordnung der Köpfe) durchaus 
ab. Am Ort moderne Rekonstruktion. Die Originalplatte im 
Kreuzgang. Der Ornamentrand verschont geblieben, Entstehung 
A, 13. Jh. — Doppelportal der SSeite (alter Zustand auf dem 
Kupferstich von Brunn 1574). Die Plastik jünger als das Portal selbst, 
aus der Zeit des letzten Qsch.Meisters 1240—50. Gegenständlich 
Fortsetzung des Marienthemas. Im linken Bogenfeld Tod, im rechten 
Krönung Mariä; die beiden unteren Darstellungen, Grabtragung 
und Himmelfahrt, neu. Nicht wieder erneuert die Apostelstatuen 
am Gewände. Am Teilungspfl., sitzend, ein König in Juda (sog. 
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