Full text: Nordwestdeutschland (Band 5)

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Halberstadt 
Zeit c. 1260—80. Die Qualität dieser doch nur sehr äußerlich 
von der französischen Kunst berührten Werke ist gering. — 
Größere Fülle nur am Portal des n Qsch.; sehr beschädigt. -— 
Im Innern die Pfl.Statuen des Chors aus 1. H. 15. Jh.; diejenigen 
am OEnde des Mech. noch jünger, sehr edel 8. Sebastian bez. 1510 
am NW Vierungspfl.; am WEnde Neuschöpfungen. 
Einzelne Bildwerke (die meisten nicht mehr am ursp. 
Platz). Kunstgeschichtlich am wichtigsten die aus dem rom. Dom 
herübergenommene. kolossale Kreuzigungsgruppe über 
dem Lettner. Der quer durch die Vierung gespannte Triumph- 
balken gibt das Breitenmaß des alten Doms. Der Gekreuzigte 
mit mäßig langem Lendenschurz, ohne Dornenkrone, das Haupt 
stark nach rechts geneigt, leichte Hüftenausbiegung, die Füße 
nebeneinander, die Endigungen des Kreuzes kleeblattförmig ver- 
breitert, darin oben Halbfigg. von Engeln, unten ein kauernder 
Mann, Adam. Das Kreuz wird an dem Punkte, wo es in den 
Balken: gepflanzt ist, von zwei Engeln gestützt. Weiterhin an 
dem (70 cm starken) Balken die Halbfigg. von Aposteln, auf der 
Rückseite die Frauen am Grabe und Propheten, zu beachten die 
reichen. Baldachinformen. Neben dem Gekreuzigten Maria und 
Johannes in ausdrucksvoller Gebärdensprache, aber wenig 
bewegten Gesichtszügen. Auf den Enden des Balkens, auch diese 
als Freifigg., 2 Seraphime. Die Entstehungszeit weist auch 
stilistisch in die Nähe der Kirchweihe 1220, an den AS des 
großen Aufschwungs der sächsischen Bildhauerkunst, (Die Reihe 
der großen Kruzifixe auf Querbalken begann im Braunschweiger 
Dom 1194, setzt sich fort in Halberstadt selbst in der Lieb- 
frauen-K., in :Wechselburg, Freiberg, Bücken.) — Das 
Kruzifix im n Kreuzarm stammt aus Harsleben. — Auf dem 
Altarder Marien-K ap. (nicht ursp. hier) 2 Figg. aus einer 
Verkündigungsgruppe, 1 von einem hl. Grabe und zwischen den 
Fenstern die 3 Könige und Maria. Gute Arbeiten der Erfurter 
Schule (Meister des Severi-Sarkophags) aus 3, V. 14. Jh. Hierher 
gehört auch der Schmerzensmann an der Außenwand (N) des 
horumgangs. — Im n: Chorumgang der ungläubige 
Thomas, Sandsteinrelief des 14. Jh. — Am WEnde’ des n 
Ssch. S. Stephan; lebensgroß, A. 16. Jh. — In der Stephans- 
Kap. des Kreuzgangs Steinmadonna um 1300 und die stark 
beschädigten Figg. von Adam und Eva, aus derselben Zeit (?). 
Einrichtung. Aus der urk. Überlieferung 839 Altäre nach- 
zuweisen; gegenwärtig noch 13, aber nur die Mensen, vorhanden. 
Chorgestühl.1. V. 15. Jh. — Kanz e1.1598. Reste einer 
got. (14. Jh.?) auf dem Lettner,. — Orgel 1718 mit ausgezeich- 
netem Prospekt. — Taufbecken: eines aus Rübelander 
Marmor, gestiftet 1195, Pokal auf 4 Löwen; ein zweites in 
Bronzeguß in der Marien-Kap., 14. Jh. — Im hohen‘ Chor 
3 Standleutchter 14. Jh. Im Msch. schmiedeeiserner Kron- 
leuchter für 60 Lichter A. 16. Jh., den alten Typus des himm- 
lischen Jerusalem wieder aufnehmend. Ein kleiner, sehr ge- 
schmackvoller, aus derselben Zeit in der Neustätter Kap. — In
	        
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