Full text: Nordwestdeutschland (Band 5)

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Hildesheim 
Merkwürdig ist, wie schwer sich der Künstler die technische 
Ausführung gemacht hat. Während es in Italien noch Jange 
Sitte blieb, die Felder einzeln zu arbeiten, und dann. auf 
hölzernem Grund aufzunageln, so ist hier jeder Flügel ganz aus 
Bronze und in einem Stück gegossen, und zwar in offenem 
Herdguß, wie zahlreiche Verbeulungen und angeschweißte 
Lappen zeigen. — Christussäule. Hohler Bronzeguß, 
3,79 m h., 0,58 m Durchmesser, 140 Zentner schwer. Dargestellt 
ist das Leben Jesu von der Taufe im Jordan bis zum Einzug 
in Jerusalem, 28 Szenen auf einem fortlaufenden Spiralband 
nach Vorbild der Trajansäule in Rom. Die Zuschreibung an 
Bernward tritt erst in späteren Quellen auf, das in der kunst- 
geschichtlichen Literatur gewöhnlich genannte Jahr 1022 ist 
grundlos. Man beachte weiter: Die Metallmischung (viel Eisen) 
ist erheblich anders als an den Türen, noch größer der Unter- 
schied des Stils. .Gleichmäßiges Hochrelief, scharfkantige 
Gewandung, Verteilung in der Fläche tadellos. Was den Türen 
am meisten fehlte, die künstlerische Tradition, ist reichlich vor- 
handen, dagegen die ursprüngliche Kraft weit geringer, Will 
man an der Entstehung unter Bernward festhalten, so müßte 
eine vollkommene Revolution in seiner Werkstatt vor sich 
gegangen sein. — Die Säule stand bis ins 17. Jh.‘ in der 
Michaelis-K. hinter dem Kreuzaltar des OChors. Ein ehernes 
Kruzifix, das sie krönte, wurde 1540 weggenommen. Das jetzige 
Kapt. ist neu. Die Vermutung, daß sie ursp. als Träger der 
Osterkerze gedient habe, stützt sich auf italienische Analogien. — 
Eine zweite Säule am selben Altar, aus Marmor, trug ein 
ehernes Muttergottesbild; als Produkt der Bernwardschen Zeit 
wenig wahrscheinlich. — Bronzenes Taufbecken um 1250. 
Vom Dekan Wilbern gestiftet (Inschr.), früher im Msch., jetzt in 
einer n SeitenKap. In der Fülle des plastischen Schmuckes das 
reichste im Ma. hervorgebrachte. Der nach unten mäßig ver- 
jüngte Kessel 0,61 m h., im oberen Durchmesser 0,96, getragen 
von den 4 Flüssen des Paradieses, konischer Deckel, das Ganze 
1,70 m h. Die bildlichen Darstellungen am Kessel in 4 Gruppen, 
die je von einem Kleeblattbg. zusammengehalten werden, die- 
selbe Einteilung am Kessel, in den Zwickeln Einzelfigg. Zahl- 
reiche Inschriften erleichtern das Verständnis. Am Kessel: Taufe 
Christi; Durchgang der Juden durchs Rote Meer; Durchgang 
der Juden durch den Jordan; Maria thronend. mit den Dom- 
heiligen Godehard und Epiphanius. Am Deckel: Bluttaufe des 
bethlehemitischen Kindermordes; die büßende Sünderin; die 
thronende Misericordia mit einem Nackten, einer Durstenden, 
einer Kranken, einer Gefangenen, einem Pilger; die Rute 
Aarons. Die Komposition wird mit großem Geschick dem ver- 
wickelten theologischen Inhalt gerecht, Modellierung und Guß 
des sehr hohen Reliefs sind höchst vorzüglich, Körperform und 
Bewegung stehen nicht ganz auf der Höhe des in den besten 
Arbeiten dieser Zeit erreichten Naturgefühls. — Die 2 Lichte r- 
kronen. Die kleinere im Chor eine Stiftung Azelins. Ein
	        
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