— 907 — Hildesheim
Stein, darauf vertieft gearbeitetes Kreuz mit Gotteslamm im
Mittel und Evangelistenzeichen an den Enden, am Rande Flecht-
ornament, auf der Fläche Inschr.: Pars hominis Bernwardus
eram etc. Diese Platte vielleicht aus B.s Zeit, der Sarkophag
sicher 2, H. 12. Jh. (B.s Heiligsprechung 1150 geplant, erst 1198
ausgeführt.) Die Platte war früher zugedeckt von dem jetzt
gesondert aufgestellten spgot. Bildnisstein, in der Hand das (sehr
treue) Kirchenmodell. — |Von den sonst in S. Michael in großer
Zahl vorhandenen Kunstwerken ist das meiste zerstört, einiges
in den Dom und andere Kirchen gebracht und wird dort erwähnt
werden.]
Kreuzgang. Im N der K. Erhalten 2 Flügel. Der der WSeite
unter Abt Godeschalk (1240—59) in reichstem Überg.Stil. Die
9 Joche zeigen unter sich große Verschiedenheiten, das sehr
schöne Detail stark verwittert. Der NFlügel in einfacher, nicht
uninteressanter FrGotik. Vorgeblendete Pfil. tragen ein Fach-
werkgeschoß aus 16. Jh. Der größte Teil der Klst.Gebäude
18. Jh. Ansehnliches Hoftor 1724,
S, Godehard. Grundstein des Klst. gelegt 1133, 1172 im wesent-
lichen vollendet. Die Veränderungen in späteren Zeiten uner-
heblich, Rest. 1848—63 durch C. W. Hase, Eine der best-
erhaltenen und im technischen Sinne einheitlichsten rom,
Kirchen, die wir besitzen; zur Frage steht, ob nicht während der
40jährigen Bauführung der Plan sich verändert habe. — An-
lage: Doppelchörige Basl. mit o Qsch., im Lhs. 3mal Wechsel
von 2 Sl. und 1 Pfl., am OEnde vor der Vierung ein über-
schüssiger Pfl. Die Kreuzflügel überquadr. Am Chorquadrum
Nebenchöre in Fortsetzung der Abseiten des Lhs., durch eine
Doppelark. mit jenem in Verbindung. Der Chor ist nur um
wenige Stufen überhöht, Eine Krypta fehlt. — Bis zu diesem
Punkte gibt unsere Beschreibung eine Hirsauer Anlage, auch der
überschüssige Pfl. des Lhs. ist dafür typisch (vgl. Hamersleben),
ebenso die rechtwinklige Umrahmung der Lhs.Arkk. Aber der
OSchluß zeigt eine in Deutschland. völlig alleinstehende Anord-
nung: die Apsis ist in 5 Sl.Arkk. aufgelöst, die Nebenchöre sind
um sie in konzentrischem %Kreis herumgeführt, und aus der
Umfassungsmauer springen 3 Apsidiolen in radialer Richtung
vor. Also in klarster Ausbildung ein bekanntes französisch-rom.
Grundrißmotiv. Die Erklärung gibt die Tatsache, daß Bischof
Bernhard von Hildesheim 1131 auf dem Konzil zu Rheims war,
um die Heiligsprechung seines Vorgängers Godehard zu
bewirken, auf die unmittelbar die Grundsteinlegung folgte. In
Rheims hat der Bischof diesen Gr. in der berühmten Klst.- und
Wallfahrts-K. S. Remy kennen lernen und sich von seiner Zweck-
mäßigkeit für die Führung der Pilgerzüge überzeugen können.
Außerdem müssen ihm noch andere Kirchen dieses Typus
bekannt geworden sein. Denn Wand- und Pfl.System im Chor
und Qhs. sprechen unzweideutig von Absicht auf Wölbung, und
zwar kann, nach der Stellung der Wandvorlagen zu urteilen, für
das Qhs. nur an ein Tonnengwb. gedacht gewesen sein. Dieses