Full text: Nordwestdeutschland (Band 5)

Lem 
306 — 
A. 17. Jh., vom ea Wohnhause in Magdeburg Breiter Weg 55 
übergeführt. Beide Häuser mit godiegenem inneren Ausbau. 
Das Althaus gegenwärtig leider sehr verwahrlost. 
LEMGO. Lippe. [D.] 
S. Nikolai-K. Die Pfll. des Lhs. erweisen Benutzung einer älteren 
rom. K., vielleicht wohl einer Hllk, mit Stützenwechsel. Der Um- 
bau begann nach M. 13. Jh. nach dem Muster der Münster-K. in 
Herford. Mächtige Hllk. in der Teilung 3:4. Die 3 charakte- 
ristisch breit aufgebauten Sl.Portale im N, S und W geben eine 
lehrreiche Skala des Fortschrittes vom Überg.Stil zur FrGotik. 
Er enthält zugleich einen Wandel von üppig reichem zu knap- 
perem Dekor. Die dem N- und SPortal entsprechenden Abschnitte 
wurden vermutlich als Qsch. der älteren K. begonnen. Chor 
hochgot. Zierliche Sakristei mit 8fach gebündelter Mittelstütze. 
Imposante WTürme, unverjüngt in 6 kubischen Stockwerken. — 
Am WEnde des ss Ssch. eingemauert ein rom. Tympanon, 
Christus stehend zwischen Maria und Johannes Ev., roh und 
starr, Sakramentshaus 1477. Kruzifixus 2. H. 
15. Jh. Taufe mit Gitter 1597. Spgot. Tabernakel, eines 
von den einfacheren. 
Marien-K, (ehem. Stifts-K.). E. 13. und A. 14. Jh. Breiträumige 
Hllk. in der Teilung 3:3, in kleinerem Maßstabe Nachahmung 
des Doms zu Minden; namentlich die sehr prachtvollen Fenster 
machen dies Verhältnis deutlich. — Ikon. Platte der ehem. 
Tumba des Edelherrn Otto zur Lippe t 18360 und seiner Gemahlin 
Ermgard. v. d. Mark. — Mehrere Wappenepitaphe 17. Jh. — 
In der w Vorhalle Relief mit Judenschwein, 
Rathaus. Ein malerischer Gruppenbau von verwickelter Ent- 
stehungsgeschichte. Der älteste, ursp. mit der Längsseite nach 
dem Markt gerichtete, später durch Anbauten zurückgeschobene 
Teil ist eine lange, schmale (46 ; 9 m) got. Halle, durch hölzerne 
Träger in 2 Sch. geteilt. Genau in der Mitte wurde A, 16. Jh. 
eine Ratsstube angebaut; unten offene Laube, Krönung mit Staffel- 
giebel. In der Fluchtlinie ihrer Fassade, parallel zum ältesten 
Teil, kamen neue, noch got., Anbauten hinzu; auch diese hatten 
offene Lauben. Schließlich hat die Renss, es meisterhaft ver- 
standen, diese ziemlich nüchterne Anlage durch ein paar kleine, 
aber dekorativ stark wirkende Anbauten köstlich zu beleben: an 
der Schmalseite eine Vorhalle mit Freitreppe bez. 1589, an der 
Längsseite ein flacher, aber breiter 2gesch. Erker bez. 1662. 
Einige Innenräume aus dieser Epoche haben sich erhalten. 
Von überraschender Opulenz die Wohnarchitektur, teils in Stein, 
teils in Holz; immer Giebelhäuser. Einige spgot. (eines auf der 
Mittelstr. bez. 1546). Aus den Anfängen der Renss. eines am 
Markt bez. 1556. Von 1571 das „Hexenburgemeisterhaus‘“ in 
Breite Str., großes fein detailliertes Portal mit Adam und Eva, 
zu seinen Seiten 2 Flacherker, der Giebel 4mal wagerecht geteilt, 
die kannelierten % 81. so gestellt, daß die Achsen eines jeden 
folgenden Geschosses auf die Mitte des vorausgehenden fallen. 
Eine zweite „Perle‘“ der Renss. in derselben Straße von 1576.
	        
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