Brühl
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architekten Francois Cuvillie&s durchkorrigiert. Von diesem auch
die Angaben für die Innenausstattung; Leiter der betreffenden
Arbeiten M. Leveilly. Stuckaturen von Castelli und Morsegno,
Schreinerarbeiten von Reynaud, Holzbildhauerarbeiten von Hel-
mont und Heydeloff. — Eine zweite Bauepoche beginnt 1740 mit
dem Eingreifen Balthasar Neumanns; von ihm 1743—48 das
Treppenhaus. Die Arbeiten der letzten Epoche 1754—70 betreffen
die innere Ausstattung; Salle de Gardes unter Leitung von
F. H. Roth; die oberen Appartements des Südflügels durch
Renard, Brillie und Roussaux. — 1798 von der französischen
Verwaltung das ganze Mobiliar verkauft. Fortschreitende Ver-
wahrlosung. 1876 ff. Rest. unter Persius, — Das Schloß in Brühl
ist die bedeutendste Leistung des Rok. in den Rheinlanden, zumal
seit der Entstellung der Schlösser in Bonn und Bensberg‘ ohne-
gleichen. Die ganze Entwicklung, vom Regencestil bis zum be-
ginnenden Klassizismus, liegt hier in ausgezeichneten Beispielen
vor. Es sind wesentlich die Innenräume, die den Ruhm des
Schlosses begründet haben; Gr. und Fassaden sind nicht be-
deutend, am wenigsten originell, und auch an Größe kann Brühl
mit den oberrheinischen Fürstenschlössern dieser Zeit — Bruch-
sal, Rastatt, Mannheim, Karlsruhe — nicht wetteifern. Schlaun
wählte die den deutschen Spätbarockmeistern geläufige tiefe
Triklinienanlage. Im äußeren Umriß Mitteltrakt zu Seiten-
trakten — 63:52, im eingeschlossenen Raum 27,5:34,5. Im
Aufbau alle 3 Trakte gleichwertig; 3 Geschosse, Gurtgesims
zwischen 1 und 2; in der Mitte und an den Flügelfronten mäßige
Belebung durch Pilaster; Mansarddach. Am imposantesten die
durch Terrassenanlage gehobene. Gartenfassade. — Inneres. Das
Treppenhaus zeigt seinen Meister, Neumann, in voller Größe der
Raumbehandlung. — Die an die Seite des Mitteltrakts ge-
schobene, bis in das Dach aufsteigende, im Gr. quadr., mit einer
ovalen Flachkuppel gekrönte Anlage wird vorbereitet durch ein
geräumiges, aber niedriges Vestibül. Die Treppe beginnt ein-
Täufig, teilt sich im 2. Geschoß in 2 Arme, während das dritte
von ihr nicht berührt wird (für dieses sind Nebentreppen in den
andern Flügeln). Die Dekoration überaus reich und machtvoll,
zentral gesteigert in der über der Mitte des Podests aufgebauten
Riesentrophäe. Deckengemälde von Nik, Stuber, — Die beiden
auf das Treppenhaus folgenden großen Säle gehen, wie dieses,
durch beide Öbergeschosse. Die Dekoration des Gardensaales
in zierlichster, durch die Häufung etwas kleinlich wirkender
Ornamentik, von Roth, Deckengemälde von Stuber, Musiksaal
nach 1%00; die Stuckornamente derber und nüchterner; Decken-
gemälde von Adam Schöpf, gleich Stuber einem Münchener. Von
demselben die Ausmalung der räumlich unbedeutenden Kap. —
Im NFlügel die Wohnzimmer des Kurfürsten, von Cuvillies fein
und vornehm dekoriert, die Grundrißteilung nicht sonderlich ge-
schickt. Die jüngeren Räume des SFlügels mit dem Audienzsaal
zeigen eine schon ausartende Prunklust. Der Sommerspeisesaal
des Erdgeschosses ist ein heller Raum von kühler Färbung, an
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