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Roter Phosphor.
Verhalten gegen Jod kann durch einen sehr einfachen Ver-
such veranschaulicht‘ werden.
Versuch 118. In einen Porzellantiegel oder eine Abdampf-
schale bringt man vorsichtig ein wenig Phosphor und Jod. Es zeigt
sich, dass die blosse Berührung genügt, um die Einwirkung der beiden
Stoffe aufeinander hervorzurufen, denn unter Entwickelung von Wärme
und Licht findet eine direkte Vereinigung statt.
Dieser gewöhnliche oder weisse Phosphor ist stark gif-
tig. Seine Hauptverweudung findet er zur Fabrikation von
Zündwaren.
Roter Phosphor. Der rote Körper, der sich Heim
Liegen des Phosphors am Lichte oder beim Erhitzen des-
selben unter Luftabschluss bildet, ist eine zweite Form des
Phosphors, die als roter oder auch amorpher Phosphor be-
zeichnet wird. Sie unterscheidet sich vom gewöhnlichen Phos-
phor ebensosehr, wie der Graphit vom Diamanten. Gewöhn-
licher Phosphor ist höchst aktiv, verbindet sich leicht mit
Sauerstoff, ist löslich in Schwefelkohlenstoff und sehr giftig.
Roter Phosphor dagegen ist chemisch ziemlich träge, unver-
änderlich an der Luft und muss erheblich erhitzt werden,
ehe er sich mit, Sauerstoff verbindet; er ist unlöslich in
Schwefelkohlenstoff und nicht giftig. Auf mehr als 300° er-
hitzt, geht er wieder in gewöhnlichen Phosphor über, „ne
‚orin diese Verschiedenheit der beiden Modifikationen
des Phosphors beruht, weiss man nicht; die Erscheinung
selbst, dass ein Element in verschiedenen Formen auftreten
kann, wird als physikalische _Isomerie_ bezeichnet.
Der rote Phosphor findet in neuerer Zeit ausgedehnte
Anwendung zu Herstellung der sog. schwedischen oder Sicher-
heits-Zündhölzer. Dieselben enthalten in den Köpfen der
ölzchen Kaliumchlorat, Mennige und Schwefelantimon, auf
der Reibfläche aber ein Gemisch von rotem Phosphor mit
Schwefelantmon.