Full text: Einleitung in das Studium der Chemie

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so ließe sich erwarten, daß es sich mit dem Kalium desselben ver- 
bindet: 
KIOH + Cl = KCI + OH, 
Vielleicht findet diese Reaktion auch zunächst statt; die aus Sauer- 
stoff und Wasserstoff bestehende Verbindung OH, die »Hydroxylgruppe«, 
ist aber in freiem Zustande nicht existenzfähig und lagert sich nament- 
lich leicht in die beständigeren Formen Wasser und Sauerstoff um, wie 
folgendes Schema veranschaulicht: 
OH . 
BD = HOH—+O. 
Der freiwerdende Sauerstoff tritt an einen Teil des entstandenen 
Kaliumchlorids, KCI, und bildet zunächst ein Oxydationsprodukt KCIO, 
aus dem dann unter gewissen Bedingungen die sauerstoffreicheren Ver- 
ndungen‘ KCIO,, KCIO,, KCIO, entstehen können. Von den zahl- 
;eichen hierher gehörenden Stoffen sollen nur einige der wichtigsten 
Ddesprochen werden. 
Kaliumhypochlorit, KCIO, und Caleiumhypochlorit, Ca(CI10);. 
Leitet man in kalte verdünnte Kalilauge Chlorgas ein, so entsteht, wie 
vorstehend auseinandergesetzt, mutmaßlich zunächst Kaliumchlorid, 
Wasser und freier Sauerstoff, der dann einen Teil des Kaliumchlorids 
oxydiert: 
KIOH , Cl KCI 
KO ta 7 Ko 7 HORB. 
Man erhält also ein Gemisch von Kaliumchlorid, KCI, mit Kalium- 
hypochlorit, KCIO, dem Kaliumsalz einer Unterchlorigen Säure, HC1O. 
Verwendet man statt Kaliumhydroxyd den billigeren »gelöschten Kalk«, 
d. h. Calciumhydroxyd, so verläuft die Reaktion ganz ähnlich: 
OH , CI Cl ; 
CaCO + Ci = 2 G0 + HOB. 
Es entsteht also hier ein Stoff, der zwischen Calciumchlorid, CaCl,, 
und Calciumhypochlorit, Ca(C10),, in der Mitte steht, oder auch als Ge- 
misch von gleichviel Molekeln Ca(C10)» und CaCl, betrachtet werden 
kann. Es ist dies der 
Chlorkalk oder »Bleichkalk«, der durch seine Verwendung als Des- 
infektionsmittel und Bleichmittel wohl bekannt ist. Bei der Behandlung 
mit einer Säure gibt er sein Chlor wieder ab und ist daher eine be- 
queme Form, das Chlor zu transportieren. Uebergießt man beispiels- 
weise Chlorkalk mit verdünnter Schwefelsäure, H,504, So wird er zer- 
setzt gemäß den Gleichungen: A 
‘) Ca Go + 150 = CaSO, + HCl + HCIO; 
(Er erscheint hiernach sowohl als das Calciumsalz der Salzsäure, 
Remsen-Seubert, Studium der Chemie. 6. Aufl. R
	        
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