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Versuch: 49. Man stellt einen Apparat zusammen, ähnlich dem in Fig. 23
lauf S. 79) abgebildeten, doch mit Weglassung des Trichterrohres, füllt in den Kol-
597 ben ein Gemenge von 100 g gebranntem, zu Pulver gelöschtem
Kalk und 50 g Ammoniumchlorid, fügt etwa 50 cc Wasser zu
und erhitzt auf dem Sandbade., Sobald alle Luft aus dem
Apparate verdrängt ist und das Gas von dem Wasser in der
arsten Absorptionsflasche völlig verschluckt wird, öffnet man
den Quetschhahn; das mit ihm in Verbindung stehende Gas-
leitungsrohr ist für diesen Versuch durch eine aufwärts gebo-
gene Glasröhre ersetzt, Es wird nun etwas Gas durch Ver-
drängung von Luft in trockenen Zylindern aufgesammelt, die
man wie in Fig. 27 mit der Mündung abwärts über die Gas-
'eitungsröhre schiebt, weil das Ammoniak viel leichter ist, als
die Luft, Da es sich sehr reichlich in Wasser löst, kann es
nicht über Wasser aufgefangen werden. In das aufgesammelte
Gas bringt man von unten her einen brennenden Holzspan
oder eine Kerze, sie erlöschen, (Beim Arbeiten mit Ammoniak
— muß man sich hüten, irgend erhebliche Mengen des Gases
2inzuatmen.) Hat man eine genügende Menge Gas aufgesammelt, so stellt man die
Verbindung mit den Absorptionsflaschen wieder her und läßt das Gas in diese gehen,
solange die Entwickelung andauert.
Eigenschaften des Ammoniaks. Der vorstehende Versuch zeigt
uns, daß Ammoniak ein farbloses durchsichtiges Gas von eigenartigem,
ätzendem und stechendem Geruche ist. In konzentrierter Form bewirkt
°S krampfartige Erstickungsanfälle. Sein spezifisches Gewicht ist 0.590,
28 ist also etwas mehr als halb so schwer, als: die Luft. Durch Druck
und Abkühlung kann es leicht zu einer farblosen Flüssigkeit verdichtet
werden, die bei —33.5° siedet, bei —78°% erstarrt; ihre kritische Tem-
peratur ist 131° der kritische Druck 11 5 Atm. Zur raschen Vergasung
vjedarf das flüssige Ammoniak, ähnlich wie die flüssige Luft, viel Wärme,
die es seiner Umgebung entzieht. Von diesem Verhalten macht man
zur Kälteerzeugung und zur Bereitung künstlichen Eises Anwendung,
In vorstehendem Versuche vermochte das Ammoniak weder die Ver-
drennung zu unterhalten, noch verbrannte es selbst. Hiernach könnte
2s scheinen, als ob es überhaupt nicht brennbar ist. Dies gilt jedoch
nur mit einiger Einschränkung. Führt man Ammoniak in eine nicht-
leuchtende Gasflamme ein, so verbrennt. es mit fahlgelber Flamme im
wesentlichen zu Wasser und Stickstoff:
4 NH, +3 0, = 2 N, +6 0.
Bei etwas niedrigerer Temperatur (nicht über 700°) und Zuhilfe-
nahme eines Katalysators (Platin) ist das Produkt der Verbrennung
jedoch Skckoxyd, NO, neben Wasser:
4 NH; +50, = 4 NO +60.
Letzterer Vorgang findet technische Anwendung zur Darstellung der
Salpetersäure (s. diese).