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Das Studium der Volumverhältnisse, nach denen sich Gase ver-
dinden, hat nun ergeben, daß solche einfache Volumbeziehungen immer
stattfinden, eine Tatsache, die man allgemein dahin formulieren kann:
Wirken Gase chemisch aufeinander, so geschieht dies immer nach. ein-
fachen rationalen Volumverhältnissen und das Volum einer so entstehenden
gasförmigen Verbindung zeigt ebenfalls ein rationales Verhältnis zum Volum
der Komponenten.
So haben wir in obigen Beispielen die durchweg rationalen Volumbeziehungen:
31:2; 1:2:3; 1:30:22,
Beziehungen zwischen den Dichten der Gase und ihren Verbin-
dungsgewichten. Wie wir schon wissen, wiegt
5 ) 1
: Liter Wasser- 1 Liter Chlor I Liter Sauerstoff I Liter Stickstoff
stoff 0,0899 g 3.22 g 1.429 g 1,2505 g.
Diese Gewichte von je ı Liter der betreffenden Gase müssen unter
einander im Verhältnis der Gasdichten stehen; sie verhalten sich, wie
leicht nachzurechnen ist, wie die (auf Luft = ı bezogenen) Dichten der
vier Gase:
Wasserstoff Chlor Sauerstoff Stickstoff
0.0695 2,49 1.1053 0.9673,
oder, wenn die Dichte des Sauerstoffs — 16 gesetzt wird.
CI OO N
wie 1.006 36.04 16,00 14.00
statt =. 1.008 35.46 16,00 14.01,
wie dies die Verbindungs- (bzw. Atomgewichte) verlangen 2).
Es ergibt sich daraus, daß die Verbindungsgewichte der Elemente sich
wweinander verhalten, wie die Gewichte gleicher Raumteile dieser Elemente
im Gaszustande, also auch wie ihrer Gasdichten,
Die hier erwähnten Gesetzmäßigkeiten hat G a y-Lussac schon 1808 in einem
nach ihm benannten Gesetze formuliert und zusammengefaßt; eine Hypothese über
die Ursache derselben werden wir weiter unten kennen lernen,
Salpetersäure, HNO;. Einige Salze dieser Säure, so namentlich
das Natriumsalz, NaNO,s, als Chilesalpeter und das Kaliumsalz,
KNO»s, als gewöhnlicher Salpeter, finden sich fertig gebildet in der
Natur, Ueberall wo organische, namentlich tierische Stoffe in Gegen-
wart basischer Substanzen und bei genügendem Zutritt der Luft zer-
fallen, entstehen unter Vermittelung kleinster Organismen, der Sal-
*) Die Abweichungen rühren teils von geringen Versuchsfehlern, beim Chlor
aber davon her, daß es den Gasgesetzen nicht ganz streng folgt.