112
SE
Versuch 58. In einer Retorte erhitzt man vorsichtig mit kleiner Flamme
[10—15 g Kristallisiertes Ammoniumnitrat, bis die geschmolzene Masse zu sieden
scheint. Man darf nicht höher erhitzen, als eben erforderlich ist, um eine regel-
mäßige Gasentwickelung zu unterhalten. Durch einen mit dem Halse der Retorte
<twa wie in Fig. 5 (S. 20) verbundenen Kautschukschlauch leitet man: das Gas ab
und sammelt es über warmem Wasser auf. Man führt einen glimmenden Holzspan
in das Gas ein; er entflammt, wie in Sauerstoff.
Eigenschaften. Das Stickoxydul ist farblos, durchsichtig und von
süßlichem Geschmacke; seine Dichte ist 1.530. Es löst sich etwas in
Wasser, so daß beim Aufsammeln über diesem immerhin merkbare Ver-
(uste entstehen. Eingeatmet ruft es zunächst einen Zustand des Be-
hagens hervor, der sich in Form von Lachen äußert (daher das Gas auch
»Lachgas« genannt wird), später bewirkt es Bewußtlosigkeit und Gefühl-
losigkeit gegen Schmerz. Es wird deshalb vielfach bei kleineren chirur-
gischen Operationen angewendet, namentlich in der zahnärztlichen Praxis.
Zu diesem Zweck gelangt es in stählernen Flaschen in flüssigem Zu-
stande in den Handel, da es sich schon bei 0° und 36 Atm. verflüssigen
äßt und seine kritische Temperatur bei +37 ° liegt; der Siedepunkt
ist —90°%
Stickoxyd, NO. Dies beständigste Oxyd des Stickstoffs entsteht
durch direkte Vereinigung der beiden Elemente, freilich nur bei sehr
nohen Temperaturen, wie sie z. B. der elektrische Flammenbogen liefert
(2000—3000 %) und auch da nur in relativ kleinen Mengen. Gleichwohl
hat diese Bildungsweise neuerdings technische Verwendung gefunden
bei der Darstellung von Salpetersäure aus Luft (s. u.). Stickoxyd bildet
sich ferner, wie schon erwähnt, bei der Einwirkung von Salpetersäure
auf manche Metalle, z. B. Kupfer. Die Reaktion verläuft in zwei Ab-
schnitten:
I) das Kupfer verdrängt den Wasserstoff eines Teiles der Säure
unter Bildung von Kupfernitrat:
(1) 2 HNO; + Cu = Cu(NO;), + 2H;
II) dieser Wasserstoff wirkt auf weitere Salpetersäure, reduziert diese
und bildet Stickoxyd:
'2) ; 2 HNO, + 6H = 4 H,0-+ 2 NO.
(1) und (2) lassen sich auch in eine gemeinsame Gleichung zusammen-
ziehen, wobei man Gleichung (1), um in die zweite 6 H zu bekommen,
in allen Gliedern verdreifacht :
8 HNO; + 3 Cu = 3 Cu(NO,), +4 H,0+2N0.
Eine zweite Möglichkeit ist die, daß zunächst der von einem Teil
der Salpetersäure unter Reduktion zu Stickoxyd abgegebene Sauerstoff
das Kupfer zu Kupferoxyd oxydiert, und dieses sich dann in der noch
vorhandenen Salpetersäure zu Nitrat löst: