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tür Wasserstoff, Chlor und Stickstoff das Molekulargewicht gleich dem
doppelten Atomgewicht, es besteht also auch hier die Molekel aus je
zwei Atomen des betr. Elementes. Zu dem gleichen Schlusse gelangt
man aber auch durch einen anderen Gedankengang. Verbindet sich ein
Volum Wasserstoff mit einem Volum Chlor, so werden, wie die Beobach-
tung erwiesen hat, zwei Volume Chlorwasserstoff gebildet. Nehmen wir
un an, daß ein Volum Wasserstoff 100 Molekeln des Gases enthält; so
müssen, da nach Avogadro’s Hypothese gleiche Raumteile aller Gase
ine gleiche Zahl von Molekeln enthalten, auch ein Volum Chlor und
sin Volum Chlorwasserstoff je 100 Molekeln der betr. Stoffe enthalten.
Aus ı Volum Chlor oder 100 Molekeln Chlor und ı Volum Wasserstoff
oder 100 Molekeln Wasserstoff erhalten wir aber 2 Volume, also 200
Molekeln Chlorwasserstoff. In jeder Molekel Chlorwasserstoff muß aber
zum mindesten je ein Atom Wasserstoff und Chlor enthalten sein, also
im ganzen in den 200 Molekeln Chlorwasserstoff 200 Atome Wasserstoff
und 200 Atome Chlor. Diese 200 Atome Wasserstoff waren aber ent-
halten in den 100 Molekeln Wasserstoff, von denen wir ausgingen, und
ebenso die 200 Atome Chlor in den ursprünglichen 100 Molekeln dieses
Zlementes. Daher muß die Molekel Wasserstoff zum mindesten aus
2 Atomen Wasserstoff und die Molekel Chlor ebenso aus 2 Atomen
Chlor bestehen. .
Eine Untersuchung der elementaren nichtmetallischen Gase in dieser
Richtung führt in der Regel zu dem gleichen Ergebnis, doch besteht
mitunter die Molekel der Elemente auch aus mehr als zwei Atomen, so
jeim Phosphor und Arsen aus je vier, beim Ozon (S. 31) aus je drei
Atomen. ,
Hieraus erklärt sich leicht, daß beim Uebergang von gewöhnlichem Sauerstoff
in Ozon eine Volumverminderung von je 3 Volumen auf 2 Volume und umgekehrt
bei der Zerlegung von Ozon in gewöhnlichen Sauerstoff eine entsprechende Volum-
vermehrung eintritt, denn nach der Gleichung
3.0, = 2 O0,
3 Vol. 2 Vol.
müssen 3 Molekeln gewöhnlichen zweiatomigen Sauerstoffs 2 Molekeln dreiatomigen
Sauerstoff oder Ozon liefern, deren Raumerfüllung sich wie 3 : 2 verhält.
Für Quecksilber, Zink und Kadmium hat sich ergeben, daß ihre
Molekel nur aus je einem Atom besteht und das gleiche gilt wahrschein-
lich für alle Metalle, so daß hier Molekel und Atom identisch sind (vgl.
lie Aufgabe auf S. 126).
Auch die merkwürdigen, chemisch ganz indifferenten Gase der Argongruppe
S. 99) enthalten nur je ı Atom in der Molekel. ;
Es kann also die Molekel eines Elementes (im Gaszustande) aus
Atomen gleicher Art zusammengesetzt sein, gerade wie die Molekel. der
Verbindungen sich aus Atomen verschiedener Art zusammensetzt.
So besteht die Molekel Wasserstoff aus zwei Atomen Wasserstoff, während die