Full text: Einleitung in das Studium der Chemie

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Eigenschaften. Brom ist bei gewöhnlicher Temperatur eine schwere 
dunkelrote Flüssigkeit (spez. Gew. 3.19), die bei —7.3° ‚fest wird und 
bei 59° siedet; doch gibt sie auch schon bei gewöhnlicher Temperatur 
reichliche braunrote Dämpfe aus, deren Dichte 5.53 (Luft — ı) ist. 
Diese haben einen sehr unangenehmen, stark angreifenden Geruch, von 
dem der Name des Elementes hergeleitet ist (8ßo®1.0c = Gestank). 
Chemisches Verhalten, Die chemischen Eigenschaften des Broms 
zleichen im allgemeinen denen des Chlors.. Es wirkt gleich diesem leb- 
1aft auf organische Substanzen ein und greift die Haut und die Schleim- 
häute der Kehle und der Lunge energisch an. Die von dem flüssigen 
Brom auf der Haut erzeugten Wunden sind schmerzhaft und. bösartig, 
2s muß daher mit großer Vorsicht gehandhabt werden. Brom ist in 
Wasser nur mäßig löslich (etwa 3: 100), die braunrot gefärbte Lösung, 
aus der das gelöste Brom an der Luft rasch wieder abdunstet, wird 
Bromwasser genannt. 
Gleich dem Chlor verbindet sich das Brom mit vielen Elementen 
direkt und mit großer Begierde. Seine Vereinigung. mit Arsen und 
einigen anderen Elementen ist, wie beim Chlor, von Licht- und Wärme- 
entwickelung begleitet. ; 
Die binären Verbindungen des Broms mit. anderen Elementen heißen 
Bromide. Wenn auch das Brom im allgemeinen sich wie Chlor ver- 
hält, so ist es doch ein schwächer, elektronegatives Element, so daß es 
durch Chlor aus seinen Verbindungen ausgetrieben und in Freiheit ge- 
setzt wird. ; 
Versuch 74. Man löst einige erbsengroße Körnchen (etwa 0,2 g) Kaliumbro- 
mid, KBr,. in einem Reagenzglase in etwa 20 cc Wasser auf und setzt Chlorwasser 
zu. Die Lösung färbt sich sofort durch abgeschiedenes Brom gelbrot. Man bringt 
nun eine etwa 2 Zentimeter hohe Schicht Schwefelkohlenstoff in das Glas und schüt- 
telt kräftig durch; beim ruhigen Stehen setzt sich dann der Schwefelkohlenstoff, der 
der wässerigen Lösung das Brom entzogen hat, stark gelbrot gefärbt zu Boden (Re- 
aktion auf freies Brom, bzw. gelöste Bromide). 
Das freie Brom wirkt gleich dem Chlor stark desinfizierend und wird deshalb 
neuerdings zur Zerstörung schädlicher Organismen in unreinen Trinkwässern ver- 
wendet; durch Kochen kann der Ueberschuß des Broms leicht wieder entfernt werden. 
Bromwasserstoff, HBr, ähnelt in allen Stücken dem Chlorwasser- 
stoff und kann wie dieser dargestellt werden; er ist ein farbloses Gas, 
das an der Luft infolge von Wasseranziehung dichte Nebel bildet. . Seine 
Lösung in Wasser verhält sich sehr ähnlich der Chlorwasserstofflösung 
und ist wie diese eine Säure, Doch. sind die Elemente in der Brom- 
wasserstoffsäure nicht so fest aneinander gebunden, wie beim  Chlor- 
wasserstoff, wie sich aus der Zersetzbarkeit der Bromwasserstoffsäure 
unter Umständen ergibt, in denen der Chlorwasserstoff noch beständig 
ist. So wird Bromwasserstoff durch konzentrierte Schwefelsäure zersetzt,
	        
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