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Eigenschaften. Schwefelwasserstoff ist ein farbloses Gas vom spez.
Gewicht 1.178, das.sich zu einer farblosen Flüssigkeit verdichten läßt,
die bei —51.5°% siedet und bei —85° erstarrt: Der Schwefelwasserstoff
besitzt einen unangenehmen, an den der faulen Eier erinnernden Ge-
ruch und wirkt, selbst in kleineren Mengen eingeatmet, stark giftig.
Wasser löst bei gewöhnlicher Temperatur etwa sein dreifaches Volum
des Gases auf und diese Lösung findet als Schwefelwasserstoffwasser
vielfach Verwendung im Laboratorium.
Schwefelwasserstoff wird leicht in seine beiden Bestandteile zerlegt
und vermag aus diesem Grunde eine Reihe von Umsetzungen zu be-
wirken, die das analog zusammengesetzte Wasser nicht oder doch nicht
mit gleicher Leichtigkeit zeigt.
So wird beim Zusammenbringen mit Chlor, Brom oder Jod der Schwefelwasser-
stoff unter Abscheidung von Schwefel sofort zersetzt, während der Wasserstoff sich
mit dem anderen Elemente vereinigt:
H,S + Cl, = 2HC1 +5.
(Wirkt Chlor auf Wasser auch stets in analoger Weise? Unter welchen Um-
ständen ?)
Daß Schwefelwasserstoff brennbar ist, wurde schon oben gezeigt;
es verbinden sich. hierbei seine beiden Bestandteile mit Sauerstoff zu
den betreffenden Oxyden:
2H,5 + 30, = 2H,0 + 2 SO,.
2 Vol. 3 Vol. 2 Vol. z Vol.
(Dampf.)
(Von dem entstandenen Schwefeldioxyd rührte die saure Reaktion
in Versuch 85 her.)
Viele Metalle verwandeln sich beim Erhitzen im Schwefelwasser-
stoffgyase in Sulfide.
Die meisten Metallsulfide sind in Wasser unlöslich, daher entsteht
beim Einleiten von Schwefelwasserstoff in Lösungen von Metallsalzen
meist eine Zällung der entsprechenden Sulfide.
Versuch 86. In verdünnte Lösungen von Bleinitrat, von Zinksulfat, von
Kadmiumsulfat und von einer Antimonverbindung (etwa Brechweinstein) leitet man
Schwefelwasserstoff ein oder fügt Schwefelwasserstoffwasser zu. In der Bleilösung
wird ein Niederschlag von schwarzem Bleisulfid PbS, in der Zinklösung weißes Zink-
zulfid ZnS ausfallen; Kadmiumlösung gibt gelbes Kadmiumsulfid CdS, Antimonlösung
andlich orangerotes Antimontrisulfid Sb,5,. Hierbei tauschen stets der Wasserstoff
des Schwefelwasserstoffs und das Metall des Salzes die Plätze, so beim Kadmium-
zulfat in folgender Weise:
Cd|SO, +H,|S = CdS + H,SO,.
Der Schwefelwasserstoff verhält sich also wie eine Säure und seine
Salze sind die Sulfide. Da er eine zweibasische Säure ist, vermag er,
yleich der Kohlensäure (S. 150), zwei Reihen von Salzen zu. bilden:
normale, MLS, in denen aller Wasserstoff durch Metall ersetzt ist, und