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Die Salze der schwefligen Säure heißen schwefligsaure Salze “oder Sulfite. Sei
sind in ihrer Zusammensetzung den Karbonaten analog und ‚erleiden beim Behandeln
mit Säuren eine entsprechende Zersetzung: 2
Na,CO; + H,SO, = Na,SO, + H,O + CO,; 2
Na,SO; -+- HoSO, == Na,SO, + H,O + SO,.
Schwefeldioxyd vermag bei Anwesenheit von Wasser Sauerstoff auf-
„unehmen unter Bildung von Schwefelsäure: -
H2SO;, + 0 = H,S0,,
and ist daher. ein kräftiges Reduktionsmittel; es findet zum Bieichen
von Wolle, Seide, Stroh, Papier usw. ausgedehnte Verwendung, auch
zum Entfernen von Obst- und Rotweinflecken aus Wäsche.
Versuch 88. Man verbrennt in einem kleinen Porzellantiegel, der unter einer
Glasglocke steht, etwas Schwefel. Neben den Tiegel hat.man in einem Gläschen
(Vase) einige rote Rosen gestellt, die in der Atmosphäre von Schwefeldioxyd bald
gebleicht‘ werden, wobei sich der Farbstoff mit dem Schwefeldioxyd verbindet,
Schwefeldioxyd vermag auch die Gärung zu hemmen und wird daher als Kon-
servierungsmittel (so zum Schwefeln des Hopfens und der Weinfässer) verwendet.
Seine Hauptverwendung findet es aber bei der Fabrikation der Schwefelsäure und
wird zu diesem Zwecke in enormen ‚Mengen dargestellt. |
Zur Bereitung von Papier aus Holzfaser werden große Mengen von saurem Cal-
ciumsulfit, Ca(HSO,)., verwendet, dessen Lösung die dem Zellstoff, der Cellulose, des
Holzes beigemengte Holzsubstanz Zignin aufzulösen vermag.
Schwefelsäure, H,SO,, findet sich in der Natur nur in Form einiger
ihrer Salze, der Sulfate, so namentlich als Calciumsulfat (Gips) und
Baryumsulfat (Schwerspat), doch eignen sich diese nicht zur Gewinnung
der Schwefelsäure.
Zur fabrikmäßigen Darstellung der Schwefelsäure dienen zwei Ver-
fahren: das Bleikammerverfahren und das Kontaktver-
Fahren; beide gründen sich auf die Tatsache, daß Schwefeldioxyd
durch Sauerstoff, bzw. Oxydationsmittel, in Schwefeltrioxyd oder bei
Gegenwart von Wasser in Schwefelsäure übergeführt wird.
Der Bleikammerprozeß läßt sich schematisch zusammenfassen in
der Gleichung: -
SO, + H,O +0 = HSO,.
Diese Oxydation des Dioxyds zu Schwefelsäure kann jedoch nicht
rasch genug durch den Sauerstoff der Luft bewirkt werden, sondern ge-
schieht durch Stickstoffdioxyd, das, indem es die schweflige Säure 0xy-
diert, selbst zu Stickoxyd reduziert wird. Wird nun Luft zugeführt, so
verwandelt das Stickoxyd sich wieder in Dioxyd (S. 113), dieses wird
durch eine neue Menge Schwefeldioxyd und Wasser wieder reduziert
und so immer weiter :
SO, + H,O + NO, = H;SO, + NO,
NO-LO =NO, usf. -