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Kohlenstoff aufnehmen und heißt‘ bei‘3.5 bis 6 Proz. Kohlenstoff‘ und
5 bis 20 Proz. Mangan Spiegeleisen: . 5
Alle‘ Sorten von Gußeisen: sind: spröde und verhältnismäßig‘ leicht
schmelzbar, wobei sie vom festen plötzlich in den flüssigen Zustand
ibergehen, daher nicht schmiedbar und schweißbar sind; zur Anfertigung
zon Gußstücken eignet sich namentlich die graue Abart (Schmp. etwa
1200°; spez. Gew. 7.0—717.2), da sie weniger spröde ist. Beim Auflösen
von Gußeisen in Säuren bleibt der größte Teil des Kohlenstoffs: als
Graphit zurück, ein Teil aber entweicht in. Verbindung mit Wasserstoff
als flüchtige Kohlenwasserstoffe, woher der unangenehme Geruch rührt,
den man beim Auflösen von Eisen in Säuren fast immer wahrnimmt.
Durch Entfernung‘ des größten. Teiles seiner Beimengungen wird
das Gußeisen in das zähe, schmiedbare und viel höher schmelzende
Schmiedeeisen verwandelt. Man verwendet hierzu das weiße ‚Roheisen
oder Weißeisen, das schon gegen 1100° schmilzt (spez. Gew. 7.4—9.5).
Die Entkohlung des Gußeisens bis zur Bildung von Schmiede-
zisen kann auf verschiedenen Wegen erreicht werden,
Beim Flammofenfrischen?!) oder Puddelprozeß (seit 1784) wird
jas Gußeisen auf flachen, bedeckten, mit Eisenoxyden ausgefütterten Herden ge-
schmolzen, wobei die Feuergase über das geschmolzene Eisen hinstreichen. Nach
and nach wird das Metall zäher und wird nunmehr, um die Oxydation von Kohlen-
stoff und Silicium u. a. m. zu erleichtern, fortwährend umgekrückt (to puddle == um-
rühren). Das so gewonnene Eisen heißt auch Schweißeisen.
Siemens-Martin-Prozeß (seit 1865). Derselbe beruht auf dem gleichen
Prinzip, wie der Puddelprozeß, doch wird als Brennmaterial statt der Kohle Gene-
ratorgas (S. 161) verwendet, das nach dem Siemens’schen Verfahren der Regene-
rativfeuerung nebst der zur vollständigen Verbrennung nötigen Luft auf etwa 1000°®
vorgewärmt wird, wodurch ein solcher Heizeffekt erzielt wird, daß auch das ent-
standene Schmiedeeisen schmilzt. Das verwendete Roheisen erhält zur Oxydation
von Kohlenstoff einen starken Zusatz von rostigen Alteisenabfällen.
Bessemerprozeß oder Windfrischverfahren (seit 1855). Hierbei
wird das geschmolzene Gußeisen in ein eisernes, mit feuerfestem »saurem« Futter
(feuerfester Ton mit Quarzsand) ausgekleidetes Gefäß — Konverter oder, nach
seiner Form, auch Bessemerbirne (s. Fig. 49) genannt, eingelassen und durch
einen von unten her durch das flüssige Eisen eingepreßten Luftstrom der Kohlen-
stoff und das Silicium verbrannt. Hierdurch steigert sich die Temperatur so hoch
‘über 2000 °%), daß keine künstliche Feuerung weiter nötig ist und das gebildete
Bessemer-Flußeisen durch Umkippen der Birne ausgegossen werden kann. Um
Bessemerstahl zu erhalten; muß man erst wieder durch Zusatz von sehr kohlen-
stoffreichen Eisensorten (Ferromangane) den Kohlenstoff des Flußeisens entsprechend
erhöhen oder man entköhlt nur bis zur Stahlbildung.
Thomas-Verfahren (seit 1879). Ein einigermaßen erheblicher Gehalt an
Phosphor. verändert die Eigenschaften des Eisens in sehr unliebsamer Weise, indem
eres »>kaltbrüchig« macht, Er läßt sich entfernen durch ein Verfahren, das dem
04) 5Frischen« “nennt der Hüttenmann das Verbrennen des Kohlenstoffs im Roh-
aisen. Ct