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wesentlichen Punkten. Die unveränderliche Zusammensetzung ist ein
Kennzeichen der chemischen Verbindungen, die Lösungen aber haben
keine bestimmte Zusammensetzung; jede Menge eines Stoffes, die zwi-
schen der allerkleinsten und einer nach oben durch die maximale Lös-
lichkeit begrenzten Menge desselben liegt, kann gelöst werden, aber die
entstandene Lösung ist in jedem Falle gleichmäßig und äußerlich homogen,
im Gegensatz zu den mechanischen Gemengen.
Lösung als ein Hilfsmittel für chemische Reaktionen. Für das
Zustandekommen der chemischen Einwirkung zwischen festen Körpern
erweist es sich vielfach von Vorteil, sie in Lösung zu bringen, wie dies
der alte Erfahrungssatz »Corpora non agunt, nisi soluta« zum Ausdruck
bringt. Es erscheint in hohem Grade wahrscheinlich, daß beim Auf-
lösen vieler Stoffe in Wasser eine tiefgreifende Veränderung mit ihnen
vorgeht, die den möglichen chemischen Umsatz anbahnt, und daß hierin
der Hauptgrund für die Leichtigkeit liegt, mit welcher gelöste Körper
aufeinander chemisch einwirken.
Auf diese sehr wichtige Hypothese, die 1887 'von dem schwedischen Forscher
Arrhenius als die Theorie der »elektrolytischen Dissoziation« aufgestellt wurde.
soll später noch eingegangen werden.
Chemische Eigenschaften des Wassers. Während das Wasser bei
niederen Temperaturen sich vielfach als ein chemisch ziemlich indifferenter
Stoff verhält, ändert sich dies mit steigender Temperatur sehr. So sahen
wir schon beim Wasserstoff, daß das Wasser sich in der Glühhitze mit
Eisen und Kohlenstoff umzusetzen vermag. Aber auch schon bei ge-
wöhnlicher Temperatur wirkt es auf gewisse Stoffe, z. B. metallisches
Natrium und Kalium, ein und wir werden in der Folge noch vielfach
las Wasser als chemisches Agens kennen lernen, das Oxydationen und
Reduktionen zu bewirken vermag und manche Salze nach Art einer
Säure oder auch einer Base zersetzt. Besonders wichtig ist aber die
eigentümliche Rolle, die es als Lösungsmittel bei Säuren, Basen und
Salzen spielt und die wir später noch kennen lernen werden.
Wasserstoffsuperoxyd, H,0,. Wasserstoff und Sauerstoff bilden
außer dem Wasser noch eine zweite Verbindung miteinander. Es ist
dies das Wasserstoffsuperoxyd. Es wird im großen dargestellt durch
Behandeln von Baryumsuperoxyd (s. d.) mit Schwefelsäure.
Wasserstoffsuperoxyd ist eine farblose Flüssigkeit, die sehr leicht in
Wasser und Sauerstoff zerfällt: H,0, = H,O + O0. Die Leichtigkeit, mit
der es Sauerstoff abgibt, macht es zu einem guten Oxydationsmittel und
es findet in großem Maßstabe Verwendung zum Desinfizieren, als Anti-
septikum und namentlich auch als Bleichmittel für empfindliche Stoffe