Full text: Einleitung in das Studium der Chemie

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Menge von A verbinden, untereinander in einer einfachen, durch ganze Zahlen 
ausdrückbaren Beziehung. 
im ersten der vorstehenden Beispiele ist der Kohlenstoff A, der Sauerstoff B, 
das Verhältnis der Sauerstoffmengen I: 2; im zweiten Beispiele ist der Stickstoff das 
Element A und die Sauerstoffmengen, also die Mengen von B, zeigen untereinander 
lie Beziehung 1:2:3:4:5.. 
Diese Gesetze der bestimmten und der multiplen Verhältnisse ge- 
hören mit zu den wichtigsten Grundlagen der Chemie. ; 
Hypothese und Theorie. Die Gesetze, die in diesem Kapitel wieder- 
gegeben wurden, sind zunächst einfach ein knapper Ausdruck dessen, 
was bis jetzt in allen untersuchten Fällen als wahr erkannt wurde. Sie 
sind Zusammenfassungen von Zatsachen, die durch den Versuch ent- 
leckt wurden. . 
Wenn man durch Versuche auf ein Gesetz gekommen ist und das- 
selbe festgestellt hat, soweit dies Versuche vermögen, so ist die nächste 
Aufgabe, sich einen Grund dafür zu denken. Wir versuchen, ‚uns eine 
Sachlage der Dinge im Geiste zurecht zu legen, die, wenn sie wirklich 
bestünde, mit Notwendigkeit zu den gefundenen Tatsachen führen müßte. 
Sind wir hierin erfolgreich, so stellen wir damit eine Hypothese auf, 
Prüfen wir diese Hypothese auf alle mögliche Art und finden wir, daß 
alle gefundenen Tatsachen mit ihr in Uebereinstimmung sind, so nennen 
wir sie eine Z%eorie. Eine Hypothese ist eine Vermutung hinsichtlich 
der Ursache einer Erscheinung. Eine Theorie ist eine Hypothese, 
die sich auf alle beobachteten Fälle anwendbar erwiesen und somit be- 
währt hat. 
Immer aber müssen sich Hypothese und Theorie den Tatsachen 
fügen; stehen sie mit diesen nicht mehr im Einklang, so müssen sie 
durch andere, bessere abgelöst werden, bis auch diese wieder ver- 
schwinden. Beispiele hierfür finden wir, wie in der Geschichte jeder 
experimentellen Wissenschaft, so auch in der Chemie. 
Nachdem wir die Art des Zusammenhangs zwischen der Tatsache, 
dem Gesetz, der Hypothese und der Theorie kennen gelernt haben, wen- 
den wir uns zur Betrachtung einer Theorie über die Konstitution der 
Materie, die sich auf die Gesetze der festen und multiplen Proportionen 
stützt. 
Die Atomtheorie. ‚Die Erfahrung lehrt uns, daß Stoffe mechanisch 
geteilt (z. B. gepulvert) werden können und wenn auch mit fortschrei- 
:;ender Teilung die Stückchen so klein werden mögen, daß wir nicht 
‚änger imstande’ sind, sie zu teilen, ‚so können wir uns doch denken, 
daß bei verfeinerten Teilungsmethoden der Prozeß der Teilung ins Un- 
endliche fortgesetzt werden kann. Halten wir eine solche unendliche 
Teilung für ausführbar, so huldigen wir damit der Hypothese, daß die 
Remsen-Seubert, Studium der Chemie. 6. Aufl.
	        
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