Full text: Chemisch-technische Untersuchungsmethoden der Gross-Industrie, der Versuchsstationen und Handelslaboratorien (1. Band)

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Chemische Fabriken, 
einwirken können. Enthält die Rohsoda sehr wenig Schwefelnatrium, so 
verdünnt man die ammoniakalische Silberlösung mit dem gleichen oder 
doppelten Volumen Wasser. 
Selten nur bestimmt man den alkalischen Grad (d.h. die Gesammt- 
Alkalinität einschliesslich Aetznatron, Schwefelnatrium und der etwaigen 
geringen Mengen unterschwefligsauren Natrons), resp. den Gehalt an kohlen- 
saurem Natron und Aetznatron. Die gleichzeitige Bestimmung letzterer 
beiden Bestandtheile siehe im folgenden Abschnitte (Rohsodalauge). 
Die Rohsoda verändert sich chemisch bei länzerem Verweilen an feuchter 
Luft durch die Wirkung des Sauerstoffs und der. Kohlensäure. Ein Theil 
des Schwefelcalciums wird zu schwefelsaurem Kalk oxydirt. Letzterer setzt 
sich beim Auslaugen der Rohsoda mit kohlensaurem Natron um zu schwefel- 
saurem Natron und kohlensaurem Kalk. 
Die Kohlensäure der Luft setzt sich mit Schwefelcalcium nach folgender 
Gleichung um: 
CaS + CO, + H,O = HoS + Ca CO. 
Der frei werdende Schwefelwasserstoff bildet mit Schwefelcaleium die 
lösliche Verbindung Ca H, S,, welche sich mit kohlensaurem Natron zu 
kohlensaurem Kalk und Schwefelnatrium umsetzt. 
CaH2S, + CO, Naz = NapS + CaCO-s. 
Es werden also die beiden schädlichen Verunreinigungen — Schwefel- 
natrium und schwefelsaures Natron — durch längeres Lagern der Roh- 
soda an der Luft vermehrt. Ein kurzes Lagern dagegen nützt der Roh- 
soda eher, als es ihr schadet. Es wird nämlich zunächst der in ihr vor- 
handene Aetzkalk gelöscht und in kohlensauren Kalk theilweise verwandelt, 
wodurch beim darauf folgenden Auslaugen die chemische Reaction zwischen 
Kalk und kohlensaurem Natron und hierdurch Sodaverlust und Bildung von 
Aetznatron in der Rohsodalauge eingeschränkt wird. Zugleich auch erleichtert 
der sich löschende und hierbei sein Volumen ausdehnende Kalk die spätere 
Zerkleinerung der Rohsodablöcke, indem er ihren Zusammenhang lockert. 
D. Die Rohsodalauge. 
Das Auslaugen der Rohsoda muss möglichst rasch, mit möglichst 
wenig Wasser und bei möglichst niedriger Temperatur geschehen. Hieraus 
lässt sich schon. die Schwierigkeit der richtigen Leitung des Auslaugepro- 
cesses erkennen. Mit der Dauer der Digestion und Erhöhung der Tem- 
peratur des Wassers nimmt die Menge des Natrons und namentlich des 
Schwefelnatriums in der Rohsodalauge zu. Auch die Quantität des Wassers 
beeinflusst — wenn auch nur unbedeutend — den Gehalt an Schwefel- 
natrium und Aetznatron. Je: concentrirter die Lauge, desto geringer der 
Gehalt an beiden Bestandtheilen.
	        
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