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Chemische Fabriken.
Die Krystallsoda erhält man durch Auflösen von calcinirter (Secunda-)
Soda und Krystallisiren-Lassen in eisernen Gefässen. Vorzüge der Krystall-
soda vor der calcinirten sind: ihre leichte Löslichkeit in Wasser und das
Freisein von Eisenoxyd, Aetznatron und in Wasser unlöslichen Substanzen.
Sie wird desshalb trotz ihres hohen Wassergehaltes (bis zu 65 %) in
grössten Mengen (namentlich zur Wäsche) verbraucht,
Das Bicarbonat (doppelt-kohlensaures Natron) wird durch Behand-
lung von Krystallsoda mit Kohlensäure gewonnen.
B. Der Titer der Soda.
Die geeignetsten Indicatoren für den vorliegenden Fall sind Methyl-
orange (S. 95) oder Lackmuspapier (S. 94). Die Bereitung der titrirten
Schwefelsäure (S. 98) muss mit grösster Sorgfalt vorgenommen werden, da
die Gehaltsermittlungen der Soda sowohl wegen ihrer Häufigkeit als auch
wegen ihrer Wichtigkeit mit den ersten Rang in der analytischen Controle
der Sodaindustrie einnehmen. Die Titerstellung der Schwefelsäure ebenso
wie die täglichen Sodatitrationen sind in jeder einigermaassen grossen
Fabrik Sache eines angelernten Gehülfen. Um so mehr aber erhellt hieraus
die Nothwendigkeit, denselben von Zeit zu Zeit zu controliren, indem man
sich sowohl von der richtigen Titerstellung der Schwefelsäure als auch von
der richtigen Titration irgend welcher gerade vorliegenden Sodaproben selbst
überzeugt. Eine ungenau gestellte Säure ist selbstverständlich ein nie ver-
siegender Quell von Unzuträglichkeiten, welche der Fabrik durch Recla-
mationen von Seiten der Sodakäufer erwachsen. ;
Man stellt die Schwefelsäure, wie schon S. 98 erwähnt, am besten so,
dass 5 g reines kohlensaures Natron genau 50 ccm derselben verbrauchen
und also die Zahl der verbrauchten Cubikcentimeter mit 2 multiplicirt den
Titer!) direct angiebt.
Man wägt 5 g der zu prüfenden Soda in einem Uhrglase ab. Das
hierfür benutzte Uhrglas liegt ein für alle Mal auf der linken Schale einer
Wage?), wie sie Fig. 4 auf S. 14 zeigt. Das Uhrglas ist durch ein
etwas leichteres zweites Uhrglas, auf welches man noch Broncestaub
oder dgl. bis zur Herstellung des Gleichgewichtes legt, tarirt. Man hat
1) Der „Titer“ der Soda ist gleich dem kohlensauren Natron, kohlensauren
Kalke, kohlensauren Magnesia und KEisenoxyd, ausgedrückt als kohlensaures Natron.
Da von diesen Bestandtheilen indessen nur der kohlensaure Kalk den Titer merk-
lich beeinflusst, so genügt es, die gefundene Menge kohlensauren Kalk mit !%/,00
zu multiplieiren und die erhaltene Zahl von dem Sodatiter abzuziehen, um die
Menge wirklich vorhandenen kohlensauren Natrons zu finden.
2) Noch besser ist eine feine chem... Wage mit Glasverschluss,