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Theerfarben.
Bensoä&säure und Glycocoll spaltet. Gegenwärtig kommt viel künstliche
Benzoäsäure in den Handel. Dieselbe fällt meistens als Nebenproduct bei
der Darstellung des Benzaldehyds sowie der Zimmtsäure aus Benzyl-, be-
ziehungsweise Benzalchlorid ab.
26. Zimmtsäure. [C,;H, COHO]
Die Zimmtsäure bildet im reinen Zustande feine farblose Nadeln oder
grosse durchsichtige Prismen, je nachdem sie aus Wasser oder aus Alkohol
krystallisirt wurde. Sie schmilzt bei 133° und siedet bei 290°. Sie ist eine
einbasische Säure und liefert meist leichtlösliche Salze, welche durch Eisen-
chlorid gelb gefällt werden. Sie ist der Benzo&säure sehr ähnlich unterscheidet
sich jedoch von dieser dadurch, dass sie bei der Behandlung mit Oxydations-
mitteln, z. B. Kaliumbichromat und Schwefelsäure, Benzaldehyd liefert.
Die Zimmtsäure dient seit kurzem als Ausgangsmaterial zur Darstel-
lung des künstlichen Indigos. Ihre Anwendung ist für den Augenblick
noch zu neu, als dass sich über die Beschaffenheit des technischen Pro-
ductes etwas Bestimmtes sagen liesse.
Sie wird durch Behandlung von Benzaldehyd mit Acetylchlorid oder
Essigsäureanhydrid und essigsaurem Natron, oder von Benzalchlorid mit
essigsaurem Natron, dargestellt.
27. Phtalsäure [C, H, (COHO),] und Phtalsäureanhydrid. [C;H,.C2 03]
Die Phtalsäure bildet im reinen Zustande farblose Blättchen oder dicke
Prismen, welche bei 213° schmelzen. Sie ist in kaltem Wasser schwierig,
in heissem Wasser, Alkohol und Aether leichtlöslich. Beim Erhitzen auf
ca.” 130° zerfällt sie allmählich in Phtalsäureanhydrid und Wasser!). Das
Anhydrid bildet lange farblose Nadeln, von schwachem, eigenthümlichem
Geruch. Es schmilzt bei 128° und siedet bei 277°, sublimirt jedoch schon
unterhalb ihres Schmelzpunktes. In heissem Wasser löst es sich unter
Uebergang in das Säurehydrat.
In der Technik versteht man unter „Phtalsäure“, stets das Phtalsäure-
anhydrid, welches im sublimirten Zustande in den Handel kommt, und für
die Darstellung der Phtaleine (Eosine, Galleine etc.) eine wichtige Rolle spielt.
Bildet das käufliche Phtalsäureanhydrid farblose Nadeln, die den richtigen
Schmelzpunkt zeigen und sich ohne Rückstand verflüchtigen, so kann man
dasselbe als genügend rein betrachten.
Die Phtalsäure wird durch Oxydation von Chlorderivaten des Naph-
5 In der Literatur findet sich meist die irrthümliche Angabe, dass die An-
hydridbildung erst über 200° vor sich gehe. Richtige Angaben finden sich in:
Kolbe, org. Chem.