Die Farbstoffe, 329
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Besonders charakteristisch ist das Verhalten gegen Zinkstaub und
andere Reactionsmittel. Fast alle Farbstoffe werden durch diese entfärbt,
doch ist der dabei stattfindende Process ein sehr verschiedener. Während
z. B. die ganze Klasse der Azokörper völlig gespalten wird, so dass
sich aus den Zersetzungsproducten der Farbstoff nicht leicht wieder her-
stellen lässt, gehen andere in sogenannte Leukobasen über, die sich an der
Luft meist wenig oxydiren, durch passende Oxydationsmittel jedoch in
den ursprünglichen Körper zurückgeführt werden können. Letztere Kigen-
schaft zeigen sämmtliche Farbstoffe der Rosanilinreihe.
Eine dritte Klasse von Farbkörpern wird durch Reductionsmittel
ebenfalls entfärbt, die entstandene farblose Verbindung geht jedoch, nament-
lich in alkalischer Lösung, bei Berührung mit der Luft sehr schnell in
den ursprünglichen Farbstoff über. Da diese Erscheinung der Indigoküpe
völlig analog ist, so bezeichnen wir dieselbe im Nachfolgenden als „Küpen-
bildung.“ Kocht man z. B. eine stark gefärbt alkoholische Safraninlösung
unter Zusatz von Alkalilauge mit Zinkstaub, so sieht man dieselbe sich
schnell entfärben. Nimmt man die Reduction in einem Kolben vor, und
verstopft denselben, nachdem durch Kochen zuvor die Luft ausgetrieben
wurde, so hält sich die Flüssigkeit völlig farblos, nimmt jedoch beim
Herausziehen des Stopfens plötzlich wieder die ursprüngliche Färbung an.
Diesen sehr eleganten Vorlesungsversuch stellte A. W, Hofmann zuerst mit
dem Magdalaroth an, derselbe lässt sich jedoch ebensogut mit dem leichter
zugänglichen Safranin ausführen,
Ausser den beiden erwähnten Farbstoffen zeigt das Mauvein, Chrys-
anilin und das Indulin analoge Erscheinungen, in geringerem Maasse das
Methylenblau.
Azofarbstoffe werden bei der Reduction meist in der Weise gespalten,
dass die beiden Stickstoffatome der Azogruppe sich auf die ursprünglichen
Componenten vertheilen und zu Amidogruppen werden. Wurde z. B. eine
Diazoverbindung mit einem Phenol zu einem Azofarbstoff combinirt, so erhält
man bei der Reduction wieder das Amin, aus welchem der Diazokörper
dargestellt wurde, das zweite Stickstoffatom des Letzteren findet sich
aber in Form. einer Amidogruppe im Phenol wieder, und man erhält so
daneben ein Amidophenol, und zwar meistens das der Parastellung ent-
sprechende. So giebt z. B. Oxyazobenzol C; H, — N=N-—CG;H, HO,
Anilin C£ H;, NH, und Paraamidophenol C,; Hl, en N T- Befindet sich in
einem dieser Reste eine Sulfogruppe, so entstehen statt obiger Körper die
entsprechenden : Sulfosäuren. Dieses Verhalten der Azokörper giebt in
vielen - Fällen ein gutes Mittel an die Hand, um die Constitution derselben
zu ergründen, doch erfordert die Trennung dieser Spaltungsproducte, nament-
lich da, wo sich in beiden Resten Sulfogruppen befinden, viel Uebung.