Full text: Chemisch-technische Untersuchungsmethoden der Gross-Industrie, der Versuchsstationen und Handelslaboratorien (1. Band)

29 Die analytischen Operationen der chemischen Grossindustrie, 
einen geringen Kieselsäure- oder Eisenoxyd-Niederschlag abzufiltriren hat. 
Hier wird natürlich die hundert- und tausendfältige Uebung hinreichen, 
um sich sagen zu können, dass nach drei- oder’ viermaligem Auswaschen 
der geringe Niederschlag vollkommen rein ist. 
Dagegen kann auch die oftmaligste Wiederholung keine Garantie dafür 
bieten, dass Niederschläge wie schwefelsaurer Baryt, phosphorsaure 
Ammoniak-Magnesia, oxalsaurer Kalk in diesem oder jenem Momente voll- 
kommen ausgewaschen sind. 
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7. Das Trocknen und Glühen. 
Noch weit mehr als: das Auswaschen sucht man das Trocknen der 
Niederschläge zu vermeiden. 
Es wird desshalb — und nicht nur in Fabriklaboratorien, sondern 
auch in den Handelslaboratorien, agriculturchemischen Versuchsstationen 
und überhaupt überall da, wo sich viele Analysen täglich häufen, der 
Niederschlag feucht im Tiegel verbrannt, sofern kein chemisches Bedenken 
(wie z. B. beim Chlorsilber-Niederschlage) dem gegenübersteht. 
Man hebt zu diesem Zwecke das Filter behutsam aus dem Trichter 
heraus und legt es auf grobes Filtrirpapier. Indem man es auf demselben 
wiederholt ‚auf neue trockene Stellen bringt und gelinde drückt, gelingt es 
in einigen ‚Sekunden, die anhaftende Feuchtigkeit zu einem sehr grossen 
Theile wegzunehmen. Das so vorbereitete Filter wird direct in den Tiegel 
gebracht und in demselben verbrannt. 
Auf diese Weise. kann der in der Praxis stehende Analytiker ohne alles 
Bedenken Niederschläge wie schwefelsauren Baryt, phosphorsaure Ammoniak- 
Magnesia, oxalsauren Kalk, Eisenoxyd, Kieselsäure u. s. w. behandeln. _ 
Diese Methode der directen Filterveraschung ist mindestens ebenso 
genau als die indirecte Methode des vorherigen Trocknens. Denn bei 
ersterer ist Substanzverlust, wie er beim Abnehmen des trockenen Nieder- 
schlages mit der Federfahne und beim Verbrennen des Filters an der 
Spirale oder auf dem Deckel des Tiegels vorkommt, weit mehr (sozusagen 
völlig) ausgeschlossen und die Verkohlung des feuchten Filters ist, wie 
neuere Versuche beweisen, eine vollständigere, als die des trockenen, wel- 
ches leicht nicht vollständig verbrennbare theerartige Verkohlungsproducte 
liefert. 
Ist der geglühte Niederschlag in seinem äusseren Aussehen verdächtig, 
so steht es in den meisten Fällen in der Hand des Chemikers, diesen 
Fehler zu corrigiren.- So behandelt man geglühten schwefelsauren Baryt, 
welcher grau statt weiss ist, mit etwas Schwefelsäure, raucht ab und glüht 
abermals. Ebenso befeuchtet man pyrophosphorsaure Magnesia, welche eine 
kleine schwarze Stelle zeigen sollte, mit Salpetersäure (nöthigenfalls wieder- 
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