Full text: Chemisch-technische Untersuchungsmethoden der Gross-Industrie, der Versuchsstationen und Handelslaboratorien (1. Band)

39 Die analytischen Operationen der chemischen Grossindustrie, 
zwei Jungen für ein und dieselbe „Controlstation“ halten. Dieselben lösen sich 
gleich allen übrigen Fabrikarbeitern Morgens und Abends 6 Uhr und jede 
Woche in der Tag- und Nachtschicht ab. Neben den Experimentirtischen 
sind die Tafeln angebracht, auf welche der Titrirjunge seine Zahlenresultate 
notirt. Die Prüfungen werden je nach der Grösse der Fabrik und Art 
der Fabrikation etwa alle 10, 15, 30, 45 Minuten oder jede Stunde wieder- 
holt. Dauerte die Pause zwischen zwei Prüfungen derselben Probe länger 
als 1— 2 Stunden, so wäre es unnütz, in der Fabrik selbst Titrirjungen 
aufzustellen. Man könnte diese Arbeit dann weit richtiger den Labora- 
toriumstitrirjungen übertragen. 
Welches sind nun die Obliegenheiten der Fabriktitrirjungen? Selbst- 
verständlich können irgendwie eingehendere titrimetrische Versuche nicht 
in Betracht kommen. Es sind vielmehr höchst einfache und schnell aus- 
führbare und titrimetrische Prüfungen, welche hier in der Fabrik mitten 
unter dem Getöse der Maschinen und unter dem Gedränge der ab- und 
zugehenden Arbeiter ausgeführt werden. 
Nichts desto weniger sind diese analytischen Prüfungen von grosser 
Wichtigkeit, weil sie es ermöglichen, das werdende chemische Product auf 
auf allen seinen Wegen unausgesetzt zu verfolgen. Wo irgend eine Un- 
regelmässigkeit in der Fabrikation entstanden ist oder zu entstehen droht, 
wird sie mit Hülfe dieser Prüfungen alsbald entdeckt. Die stumme, aber 
beredte Sprache der Zahlen, welche der Titrirjunge auf die Tafel schreibt, 
sind dem vorübergehenden Vorarbeiter, Aufseher, Betriebsführer oder 
Analytiker ein Warnungssignal und augenblicklich kann in den Gang der 
Fabrikation durch passende Abänderungen helfend eingegriffen werden, 
Wie man also sieht, ist die analytische Controle in den Fabrikräumen 
selbst von ganz ausserordentlicher Bedeutung. Die Jungen, welchen diese 
Controle obliegt, haben in grossen Fabriken wenig Zeit zu stiller Be- 
schaulichkeit. Das ist ein ewiges geschäftiges Hin- und Hereilen, Trepp- 
auf- und Treppabspringen zu den verschiederien Apparaten, Oefen und 
Plätzen, wo sie ihre Proben zu holen, resp. in Empfang zu nehmen haben. 
In Eile werden die auf dem Tische angesammelten Proben geprüft und 
von Neuem beginnt die Jagd nach neuen Proben. Wenn wir noch hin- 
zufügen, dass diesen kleinen 14—16jährigen Jungen häufig auch noch die 
Ueberwachung und Handhabung dieser und jener Betriebs-Apparate ob- 
liegt, so wird man gerne’ zugeben, dass ihre Arbeit nicht ohne Bedeutung, 
aber auch nicht ohne Strapazen ist. Muss doch dieser Dienst ebenso 
pünktlich am heissen Sommertage erfüllt werden, wann die Glut der Sonne 
sich mit der strahlenden Hitze der Apparate und Feuerungen vereinigt, 
als auch in kalten Winternächten, wann der eisige Wind durch die Fenster- 
luken pfeift und die Flamme des Bunsen’schen Brenners auf dem Experi- 
mentirtisch in ihrer Existenz bedroht. 
La 
Fla 
sel 
e1n 
Auf 
ho! 
Plä 
fül! 
in 
Fä« 
in 
ZE) 
NUul 
SoV 
5. Ö 
bra 
rer 
ha, 
die 
de1 
ste 
höj 
Sic} 
der 
ode 
Gri 
ma 
gef 
und 
Eti 
Lrs
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.