36 Die analytischen Operationen der chemischen Grossindustrie.
(gewöhnlich den jüngsten) bestimmt man zum Holen und Zerkleinern der
Proben und zum Reinhalten der Laboratoriumsräume. In dieser Weise
hat jeder Junge Tag für Tag seine bestimmte Beschäftigung.
Oft kann man die intelligenteren Jungen zu ganz selbstständigen ana-
Iytischen Prüfungen anlernen, wobei natürlich stets vorausgesetzt ist, dass
keine speciellen chemischen Kenntnisse hierzu erfordert werden. So lässt
man beispielsweise häufig die zahlreichen Gasanalysen, welche viele Fabriken
nöthig haben, von solchen angelernten Jungen ausführen. In der That
lässt die Gewandtheit, mit welcher ein solcher 16 jähriger Bursche seinen
Orsat’schen oder Bunte’schen Apparat handhabt, nichts zu wünschen übrig!
In ähnlicher Weise führen in den Stassfurter Chlorkaliumfabriken kleine
Jungens mit nie fehlender Sicherheit die Kaliumplatinchloridbestimmungen
aus. Ebenso lernt man in Zuckerfabriken und in mit Zuckeruntersuchun-
gen viel beschäftigten Handelslaboratorien solche Jungens zum Polarisiren
u. del. an.
TI
N
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E
C. Die Analysen des Chemikers.
Trotz der massenhaften analytischen Prüfungen der Titrirjungen —
dieselben belaufen sich in grossen chemischen Fabriken oft auf Hunderte
täglich — bleibt für den Analytiker noch Arbeit genug. Seine Sache ist
es vor allen Dingen, die ankommenden Rohmaterialien und die die Fabrik
verlassenden fertigen Producte theils auf ihre: maassgebenden Bestandtheile
theils auf schädliche Verunreinigungen zu prüfen.
Diese Analysen müssen mit grösster Sorgfalt gemacht werden. Es
handelt sich stets um Tausende von Kilos und eine relativ unbedeutende
Analysendifferenz kann desshalb bei werthvolleren Materialien schon Hun-
derte von Mark ausmachen.
Nicht genug kann desshalb dem jungen Chemiker anempfohlen werden,
sich auf der Hochschule‘ die nöthige Sicherheit in quantitativen Analysen
anzueignen. Er mache es sich zum obersten Grundsatze niemals auf der
Hochschule eine neue quantitative Uebungsanalyse zu beginnen, bevor er
mit seiner letzten vollkommen befriedigende Resultate erzielt hat. Es ist ja
richtig, dass bei gutem Willen auch ein in Analysen noch wenig Geübter in
der Praxis ein gewandter Analytiker werden kann, allein es ist desshalb
doch der heutige Zustand, welcher die Laboratorien der Fabriken, Ver-
suchs-Stationen und Handelslaboratorien die analystische Ausbildung der
Chemiker zum grossen Theil erst übernehmen lässt, bedauerlich. Etwas
weniger organische Arbeiten und dafür mehr Analysen, vor allem aber
feissiger Besuch des Laboratoriums wäre das einfache Heilmittel. Jeden-
falls ist es für den jungen Chemiker nicht gerade angenehm, trotz detail-
lirter organischer Kenntnisse eine geringere Uebung in analytischen Prü-