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Die übrigen Metalle.
lichen Entlassen des in hoher Temperatur von dem Silber absorbirten
Sauerstoffs in Folge zu rascher Abkühlung mechanische Verluste durch
Fortschleudern kleinster Silbertheilchen erleidet. Gespratztes Silber zeigt
keine glatte, sondern eine zerrissene Oberfläche und mitunter entstehen
hiebei blumenkohlartige Auswüchse. .
Vor dem Erstarren leuchten die auf den Capellen zurückgebliebenen
Silberköner noch einmal auf; die Körner werden noch heiss mit einer
kleinen Zange, der Kornzange, ausgestochen, auf der Unterseite sofort
mit einer sehr steifen kurzborstigen Bürste, der Kornbürste, abgeputzt
und nach dem Auskühlen zur Wage gebracht. Die Auswage geschieht bis
auf Milligramme genau und wird der Silbergehalt bis auf Tausendstel von
Procenten angegeben.
Man hat bei dem Abtreiben vornehmlich darauf zu achten, dass die
Temperatur des Öfens nicht zu hoch sei, da man sonst grössere Verluste
durch Verflüchtigung von Silber erfährt, gegen Ende des Treibens und
zum Blicken aber muss die Temperatur gesteigert werden. So dargestelltes
Silber ist nicht völlig rein, sondern enthält noch 0:2—0:3 Procent fremde
Beimengungen, zumeist Blei:
Die früherer Zeit übliche Münzprobe oder Feinprobe wird gegen-
wärtig auf trockenem Wege nicht mehr vorgenommen, alle reichen Silber-
legirungen prüft man auf nassem Wege und nur ärmere, wenige Procente
Silber enthaltende Leguren werden noch durch Cupellation geprüft.
Für Untersuchungen der Körper auf Silber auf nassem Wege besitzen
wir die folgenden zwei ausgezeichneten Verfahrungsarten,
1. Silberprobe nach Gay Lussac. Dieselbe beruht auf der Aus-
fällung des Silbers aus salpetersaurer Lösung durch Kochsalz als Chlorsilber.
Man bedarf zu dieser Probe folgende bei 15° bereitete und aufge-
messene Titerflüssigkeiten:
a) Eine Normalkochsalzlösung, welche man durch Auflösen von 54202 g
reinsten krystallisirten Steinsalzes (sogenanntes Adlersalz) zu einem Liter
Flüssigkeit erhält, und welcher man dann noch 1—2 ccm Wasser zufügt.
Dieselbe ist demnach nicht absolut genau normal. Es geschieht dies dess-
halb, weil die Lösung durch Verdunstung von Wasser ohnedies mit der
Zeit ihren Titer ändert, und weil man mit dieser nur sehr unbedeutend
schwächeren Flüssigkeit viel genauer arbeitet.
.b) Eine Zehntelnormalkochsalzlösung, die man durch Verdünnen: von
100 ccm der Normallösung zu einem Liter erhält.
Eine Zehntelsilberlösung sich zu bereiten ist, sofern man achtsam ar-
beitet, nicht nöthig, und das eventuelle Arbeiten damit auch nicht
ampfehlenswerth, weil die Endreaction weniger scharf hervortritt.
Für diese Probe soll der Silbergehalt der Probepost annähernd be-
zannt sein. und ist es auch gewöhnlich. da meist nur Probesilber und