Full text: Chemisch-technische Untersuchungsmethoden der Gross-Industrie, der Versuchsstationen und Handelslaboratorien (2. Band)

Butter. 
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säure bis zur stark sauren Reaction hinzugefügt, die eine Abscheidung der 
anlöslichen Fettsäuren in Gestalt käsiger Masse an der Oberfläche bewirkt. 
Das Erhitzen wird eine halbe Stunde fortgesetzt, bis die Fettsäuren zu 
einem klaren Oele zusammengeschmolzen sind und die saure wässrige 
Flüssigkeit sich fast völlig geklärt hat. Der Inhalt der Schale wird dann 
durch ein getrocknetes und ein gewogenes dichtes Filter, das man vorher 
zweckmässig halb mit Wasser gefüllt hat, abfiltrirt und Filter und Fett- 
säuren mit kochendem Wasser ausgewaschen. Reagirt das Filtrat, mit 
empfindlicher Lackmustinctur geprüft, nicht mehr sauer (wozu 1!%—214 1 
kochendes Wasser erforderlich sind), so taucht man den Trichter in ein 
mit kaltem Wasser gefülltes Becherglas, lässt die Fettsäuren erstarren, 
bringt sie nebst Filter in ein gewogenes Becherglas und trocknet sie bei 
einer 100° nicht übersteigenden Temperatur 3—6 Stunden. Man thut gut, 
sie während dieses Zeitraums von Stunde zu Stunde zu wägen und wenn 
die Differenz zwischen zwei Wägungen nicht mehr als 1 mg beträgt, mit 
dem Trocknen aufzuhören. 
Hehner giebt als Grenzzahl der unlöslichen Fettsäuren und der Butter 
88 an; was darüber hinausgeht, erklärt er für verfälscht, legt aber bei der 
Berechnung 875 zu Grunde, für thierische und pflanzliche Fette 95:5. 
Hätte z. B. eine Butter 91°5 % unlösliche Fettsäuren ergeben, so würde 
man nach der Gleichung 8 : 4 =100:X 
(95'5—875 = 8) (91:5—875 = 4) 
50% fremdes Fett in der Butter haben, 
Da nach den Untersuchungen von Vieth, Fleischmann und Anderen 
zuweilen Butter mit höherem Gehalt als 88 % an Fettsäuren vorkommen 
soll, so würde demnach die Hehner’sche Methode bei einem nur geringen 
Zusatz von fremden Fetten allerdings keine absolute Garantie der Richtigkeit 
gewähren. In den allermeisten Fällen jedoch wird dieselbe gute Resultate 
ergeben, wie mir denn bei meinen Untersuchungen nur eine Butter vor- 
gekommen ist, die bei sorgfältigem Auswaschen 88:2 % gegeben hat, 
während sämmtliche übrigen 87—88 9. ergaben. 
Seit 1872 kommt unter dem Namen Kunstbutter ein nach dem 
Verfahren des französischen Chemikers Mege-Mouries aus Rindstalg dar- 
gestelltes Fabrikat im Handel vor, dessen Bereitungsweise darin besteht, 
dass Rindstalg zerkleinert, gereinigt und zur Trennung des festen Stearins 
vom leichter flüssigen Oleo-Margarin in hydraulischen Pressen einem starken 
Drucke ausgesetzt wird. Das bei 20—22° schmelzende Oleo-Margarin wird 
dann mit Milch verbuttert und das Kunstproduct gefärbt und parfümirt. Da 
dasselbe sich im Geschmack nur wenig von Kuhbutter unterscheidet und 
ausser seiner grösseren Billigkeit noch den Vorzug hat, weniger leicht 
ranzıg zu werden, so ist natürlich gegen den Verkauf desselben als „Kunst-
	        
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