Mehl.
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beträgt; Gersten- und Hafermehl hinterlassen 2—3 %; Bohnen, Linsen und
Erbsen 2:5—3'5 %.
Das sicherste Mittel‘ zur Erkennung einer Verfälschung mit andern
Mehlsorten bietet‘ die‘ mikroskopische Prüfung der im Mehl enthaltenen
Stärkekörner. Da jedoch eine nähere Besprechung derselben zu weit führen
würde, so übergehe ich dieselbe unter Hinweis auf grössere Werke wie
die von Hager und Vogl,
Neben den absichtlichen Verunreinigungen wären endlich noch die zu
erwähnen, welche durch den Samen mancher im Getreide wachsenden Un-
kräuter in das Mehl gelangen und deren Gegenwart gesundheitschädlich
wirken kann, wozu besonders die Samenkörner des Taumellolchs (Lolium
;jemulentum) und der Kornrade (Agrostemma Githago) gehören. Dieselben
ertheilen dem Mehle, sowie dem daraus gebackenen Brote eine violette
oder bläuliche Farbe und einen unangenehmen widerlichen theils süsslichen
theils bittern Geschmack. Zum Nachweis derselben zieht man das Mehl mit
80 proc. Alkohol aus. Bei Gegenwart von Taumellolch ist der alkoholische
Auszug grünlich gefärbt und hinterlässt beim Eindampfen einen grünlichen
Rückstand von widerlich zusammenziehendem Geschmack; ist Kornrade
vorhanden, so ist die alkoholische Lösung gelblich gefärbt und hinterlässt
zur Trockne verdampft ein gelbliches Pulver von scharfem brennenden
Geschmack. Der Rückstand mit Wasser aufgenommen und filtrirt reducirt
schwefelsaure Kupfer- und salpetersaure Silberlösung; erstere auf Zusatz
von Salzsäure beim Erwärmen, letztere auf Zusatz von Ammoniak. Mit
essigsaurem Blei versetzt giebt derselbe einen Niederschlag: Tanninlösung
ruft keine Veränderung hervor.
Sehr schädlich kann endlich die Gegenwart grösserer Mengen von
Mutterkorn (secale cornutum) im Mehle wirken. Dieser eigenthümliche
Pilz, der sich besonders häufig im Roggen vorfindet, bewirkt die sogenannte
Kribbelkrankheit (Ergotismus). Zum Nachweis desselben dienen folgende
Methoden:
Man übergiesst das zu untersuchende Mehl mit Kalilauge und erwärmt
das Gemisch; ist Mutterkorn zugegen, so entwickelt sich Trimethylamin,
das an seinem häringslakeartigen Geruch zu erkennen ist. Da jedoch auch
in Zersetzung begriffenes Mehl diese Reaction geben soll, so beweist das
Auftreten dieses Geruchs die Anwesenheit von Mutterkorn nicht absolut
sicher. Nach Elsner soll man mutterkornhaltiges Mehl an der eigenthüm-
lichen rehbraunen Farbe erkennen; die dasselbe beim Anrühren mit Wasser
annimmt. Nach Boettger versetzt man eine Probe des fraglichen Mehls
in einem Reagensglase mit dem gleichen Volumen Aether, fügt einige
Oxalsäure-Krystalle hinzu und erhitzt das Ganze einige Minuten zum Kochen.
Erscheint nach dem Erkalten die über dem Mehle stehende Flüssigkeit
mehr oder weniger röthlich gefärbt, so war Mutterkorn vorhanden. Die
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