Full text: Chemisch-technische Untersuchungsmethoden der Gross-Industrie, der Versuchsstationen und Handelslaboratorien (2. Band)

Mehl. 
617 
beträgt; Gersten- und Hafermehl hinterlassen 2—3 %; Bohnen, Linsen und 
Erbsen 2:5—3'5 %. 
Das sicherste Mittel‘ zur Erkennung einer Verfälschung mit andern 
Mehlsorten bietet‘ die‘ mikroskopische Prüfung der im Mehl enthaltenen 
Stärkekörner. Da jedoch eine nähere Besprechung derselben zu weit führen 
würde, so übergehe ich dieselbe unter Hinweis auf grössere Werke wie 
die von Hager und Vogl, 
Neben den absichtlichen Verunreinigungen wären endlich noch die zu 
erwähnen, welche durch den Samen mancher im Getreide wachsenden Un- 
kräuter in das Mehl gelangen und deren Gegenwart gesundheitschädlich 
wirken kann, wozu besonders die Samenkörner des Taumellolchs (Lolium 
;jemulentum) und der Kornrade (Agrostemma Githago) gehören. Dieselben 
ertheilen dem Mehle, sowie dem daraus gebackenen Brote eine violette 
oder bläuliche Farbe und einen unangenehmen widerlichen theils süsslichen 
theils bittern Geschmack. Zum Nachweis derselben zieht man das Mehl mit 
80 proc. Alkohol aus. Bei Gegenwart von Taumellolch ist der alkoholische 
Auszug grünlich gefärbt und hinterlässt beim Eindampfen einen grünlichen 
Rückstand von widerlich zusammenziehendem Geschmack; ist Kornrade 
vorhanden, so ist die alkoholische Lösung gelblich gefärbt und hinterlässt 
zur Trockne verdampft ein gelbliches Pulver von scharfem brennenden 
Geschmack. Der Rückstand mit Wasser aufgenommen und filtrirt reducirt 
schwefelsaure Kupfer- und salpetersaure Silberlösung; erstere auf Zusatz 
von Salzsäure beim Erwärmen, letztere auf Zusatz von Ammoniak. Mit 
essigsaurem Blei versetzt giebt derselbe einen Niederschlag: Tanninlösung 
ruft keine Veränderung hervor. 
Sehr schädlich kann endlich die Gegenwart grösserer Mengen von 
Mutterkorn (secale cornutum) im Mehle wirken. Dieser eigenthümliche 
Pilz, der sich besonders häufig im Roggen vorfindet, bewirkt die sogenannte 
Kribbelkrankheit (Ergotismus). Zum Nachweis desselben dienen folgende 
Methoden: 
Man übergiesst das zu untersuchende Mehl mit Kalilauge und erwärmt 
das Gemisch; ist Mutterkorn zugegen, so entwickelt sich Trimethylamin, 
das an seinem häringslakeartigen Geruch zu erkennen ist. Da jedoch auch 
in Zersetzung begriffenes Mehl diese Reaction geben soll, so beweist das 
Auftreten dieses Geruchs die Anwesenheit von Mutterkorn nicht absolut 
sicher. Nach Elsner soll man mutterkornhaltiges Mehl an der eigenthüm- 
lichen rehbraunen Farbe erkennen; die dasselbe beim Anrühren mit Wasser 
annimmt. Nach Boettger versetzt man eine Probe des fraglichen Mehls 
in einem Reagensglase mit dem gleichen Volumen Aether, fügt einige 
Oxalsäure-Krystalle hinzu und erhitzt das Ganze einige Minuten zum Kochen. 
Erscheint nach dem Erkalten die über dem Mehle stehende Flüssigkeit 
mehr oder weniger röthlich gefärbt, so war Mutterkorn vorhanden. Die 
{1
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.