Die Bodenanalyse.
Van
Dr. Aug. Morgen,
ı, Assistent an der agriculturchemischen Versuchs - Station zu Halle a./S.
[. Werth und Nutzen der Bodenanalyse. -
Die exacte Methode der Bodenuntersuchung datirt seit Anfang der
vierziger Jahre, wo Liebig in der ihm eigenen klaren und überzeugenden
Weise es ausgesprochen hatte, dass die Pflanze ihre Nahrung aus der
Atmosphäre und dem Boden entnehme und dass eine Vegetation nur dann
auf einem Boden möglich sei, wenn dieser die Aschenbestandtheile der
Pflanze enthalte. Es war leicht erklärlich, dass man sich zunächst ein-
seitig auf die chemische Bodenanalyse warf und auf Grund der Liebig’-
schen Lehre aus dem gefundenen Gehalt an Pflanzennährstoffen eines
Bodens dessen Fruchtbarkeit direct beurtheilen wollte.
Bald fand man indessen, dass man den Werth der chemischen Boden-
analyse überschätzt hatte und dass die Fruchtbarkeit eines Bodens nicht
allein von seinem Gehalt an Pflanzennährstoffen, sondern noch von einer
grossen Reihe anderer Factoren abhänge. In Folge dieser Erkenntniss
entwickelte sich nun zunächst die mechanische und späterhin die phy-
sikalische Bodenanalyse.
Heutzutage ist man vollkommen darüber einig, dass auch die ein-
gehendste chemische, physikalische und mechanische Analyse nicht als
directer Maassstab für die Fruchtbarkeit des Bodens verwerthet werden
kann. Desshalb ist neben der Bodenanalyse der im grossen Maassstab aus-
geführte Feldversuch neuerdings immer mehr in seine ihm gebührenden
Rechte getreten.
Trotzdem besitzt die Bodenanalyse — abgesehen von ihrer Unent-
behrlichkeit als Grundlage für die wissenschaftliche Bodenkunde — in
vielen Fällen einen grossen praktischen Werth für die Landwirthschaft.
Die mit Sachkenntniss ausgeführte Bodenuntersuchung entscheidet Fragen.
zu deren Beantwortung die auf dem Wege der Erfahrung erlangten Kennt-