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von Zucker braunroth, während der untere, zum Vergleich dienende Theil
angefärbt bleibt.
Bringt man zuckerhaltigen Harn in ein Kölbchen mit doppelt durch-
bohrtem Kork, durch dessen eine Durchbohrung ein gerades Glasrohr bis
auf den Boden des Kolbens geht, während durch die andere Durchbohrung
ein zweimal rechtwinklig gebogenes Glasrohr geht, das mit dem unteren
Rande des Korkes abschneidet, mit dem zweiten verticalen Schenkel jedoch
Jurch den Kork eines zweiten Kölbchens bis auf den Boden dieses Kölb-
chens geht, während in der anderen Durchbohrung des zweiten Kölbchens
ein nur bis unter den Kork reichendes Glasrohr steckt, und fügt zum
Harne Hefe (gut gewaschen) hinzu, so wird man bei Gegenwart von Zucker,
wenn der kleine Apparat an einem mässig warmen Ort steht und der
zweite Kolben mit concentrirter Schwefelsäure gefüllt ist, bald eine Gas-
antwickelung wahrnehmen. und das Gas (von der Gährung des Zuckers her-
-ührende Kohlensäure) durch die Schwefelsäure entweichen sehen können.
{st das Volumen Harn gemessen und der beschickte Apparat gewogen,
30 kann man aus dem Verlust an Kohlensäure, dem man durch Wägung
nach Verlauf der Gährung bestimmt, den Gehalt an Zucker berechnen.
Andererseits prüft man den entfärbten und nöthigenfalls von Eiweiss
befreiten Harn mit dem Polarisationsapparat auf Zuckergehalt.
Eine dritte quantitative Bestimmung des Zuckers besteht in der
Titrirung des Harnes mit Fehling’scher Tösung. [10 ccm der Lösung
— 0,05 g Harnzucker.] ,
Man verdünnt den Harn so, dass er in maximo !/,%, Zucker enthält,
und fügt ihn aus einer Bürette zu 10 ccm Fehling’scher Lösung, welche
in einem Kolben unter Zusatz von 40ccm Wasser zum Kochen erhitzt
sind, tropfenweise so lange zu, bis die Flüssigkeit farblos d. i. kupferfrei
geworden ist.
Man beobachte die Flüssigkeit bei durchfallendem horizontalen Lichte,
nach dem schnell erfolgten Absetzen des ausgeschiedenen Oxyduls, was,
je näher man dem Endpunkte der Reaction kommt, desto schneller geht.
Ist durch die letzten zwei bis drei Tropfen der letzte Schimmer der
Blaufärbung genommen, so filtrirt man von der kochenden Flüssigkeit eine
Probe ab und theilt sie in zwei Theile; den einen Theil prüft man nach
Jem Ansäuren mit Essigsäure mit Ferrocyankaliumlösung auf Kupfer; tritt
zeine Braunfärbung ein, so prüft man die zweite Probe durch Krhitzen
mit ein paar Tropfen Fehling’scher Lösung auf etwa überschüssig zuge-
setzten zuckerhaltigen Harn: es darf keine Kupferreduction eintreten,
Man kann übrigens auch das ausgeschiedene Kupferoxydul abfiltriren
and quantitativ bestimmen und so den Gehalt von Zucker durch Rechnung
ünden.
Harnanalyse.