598 Gerichtlich-chemische Untersuchungen, 
vornehmen, und unter die Gefässe, (Cylinder, Bechergläser etc.) wenn an- 
gänglich, einen tellerförmigen Untersatz stellen, damit bei etwaigem Bruch 
die Lösung nicht fortfliesse und verloren gehe. 
Ebenso thut man gut, die Erhitzungen, die, wie dies meistens der 
Fall ist, eine Temperatur von 100° nicht zu übersteigen brauchen, nicht 
auf directem Feuer, sondern auf dem Wasserbade vorzunehmen und so 
zinem Zerspringen der Gefässe nach Möglichkeit vorzubeugen. 
Für die Absonderung, beziehungsweise die Extraction der einzelnen 
giftigen Körper oder Körpergruppen sind im Allgemeinen noch folgende 
Vorschriften zu beachten. 
Handelt es sich um einen Fall, in dem weder durch unvorsichtige 
Aeusserungen des Beschuldigten oder durch in seinem Besitze gefundene 
giftige Stoffe u. dgl., noch durch bei dem Erkranken bez. Sterben des Ver- 
zifteten beobachtete Symptome der Vergiftung oder besonders charakte- 
ristische Merkmale und Erscheinungen bei der Section irgend welche An- 
deutungen und Hinweise auf ein bestimmtes Gift gegeben sind, und dies 
ist sehr häufig der Fall, so muss bei der chemischen Untersuchung sowohl 
auf organische wie anorganische Gifte Rücksicht genommen werden und 
zu dem Behufe zuerst eine Extraction der organischen Gifte und dann 
zum Nachweis der abnormen mineralischen Bestandtheile eine Zerstörung 
ler organischen Massen stattfinden. 
Die Extraction der organischen Gifte (Alkaloide) geschieht durch 
Alkohol. 
Es werden die der oben beschriebenen genauen Besichtigung und 
Durchmusterung unterzogenen Untersuchungsobjecte gut zerkleinert, was 
am besten durch Zerschneiden der mit einem Rührstabe emporgehobenen 
Theile mittelst einer Scheere geschieht, und nun, nachdem sie, wenn sie 
nicht schon selbst sauer sind, schwach sauer gemacht waren (mittelst 
Oxalsäure oder Weinsäure) mit Alkohol bei schwacher Erwärmung mehrere 
Stunden unter öfterem und gründlichem Umrühren und Durchkneten stehen 
gelassen. 
Alsdann wird die stark gefärbte Lösung durch ein mit Alkohol be 
feuchtetes Faltenfilter abgegossen, die Untersuchungsobjecte von Neuem 
mit Alkohol in angegebener Weise behandelt, das hierbei gewonnene alko- 
holische Extract mit dem ersten nach dem Filtriren vereinigt, und diese 
Extraction mit Alkohol so lange fortgesetzt, als derselbe noch Etwas auf- 
zunehmen im Stande ist. Eine drei- bis viermalige Extraction wird in 
den meisten Fällen bei exactem Arbeiten vollständig ausreichend sein. 
Das so erhaltene Gesammt-Extract wird nun auf dem Wasserbade in 
einer Schale vorsichtig und langsam zur Syrupconsistenz verdampft, der 
Verdampfungsrückstand mit lauwarmem Wasser aufgenommen, durchge- 
knetet. vollständig ausgezogen. filtrirt und der wässerige Auszug wieder