Full text: Chemisch-technische Untersuchungsmethoden der Gross-Industrie, der Versuchsstationen und Handelslaboratorien (2. Band)

Gerichtlich-chemische Untersuchungen, 701 
Ausser dieser schon lange Zeit üblichen und gebräuchlichen Methode 
ist schliesslich noch eine erst in neuerer Zeit veröffentlichte, vom Verfasser 
ım Verein mit Sonnenschein ausgebildete Methode der Zerstörung orga- 
nischer Massen behufs Untersuchung auf Mineralgifte zu beschreiben, die 
aeben den Vortheilen der Kaliumchlorat-Salzsäuremethode noch den Vorzug 
gewährt, dass bei derselben die Einführung grösserer Mengen Kalisalze, 
“also nicht flüchtiger Körper) in das Untersuchungsobject vermieden wird. 
In Fällen, in denen es darauf ankommt, den Nachweis von abnormen 
Mengen von Alkalien in den Untersuchungsobjecten zu erbringen, und solche 
Fälle gehören nicht zu den seltensten (man denke an Kalilauge, Klee- 
salz etc.), ist diese Methode als die einfachste und bequemste dringend 
zu empfehlen, während sie auch bei Fällen, in denen der Nachweis von 
Alkalien nicht erforderlich, sondern nur nach Metallen zu suchen ist, deshalb 
der Kaliumchlorat-Salzsäuremethode vorzuziehen ist, weil sie das Einbringen 
jester Körper und die dadurch stets bewirkte Verlangsamung einzelner 
Iperationen, wie z. B. des Eindampfens und Filtrirens, umgeht. 
Es ist dies die Methode der Zerstörung organischer Massen durch 
gleichzeitige Einwirkung von Salzsäure und wässeriger Chlorsäure. 
Die Anwendung derselben ist folgende: 
Die gut zerkleinerten Massen (beziehungsweise die bei der Unter- 
suchung auf Pflanzengifte gebliebenen Rückstände) werden mit destillirtem 
Wasser zu einem dünnen Brei angerührt, bald darauf wird diesem Brei 
Chlorsäure zugefügt und dann langsam und vorsichtig auf dem Wasser- 
bade erwärmt. Die verdünnte Chlorsäure-Lösung dringt auf diese Weise 
in die einzelnen. Gewebetheile ein und beginnt überall ihr Zerstörungswerk. 
Schon nach verhältnissmässig recht kurzer Zeit erhält die ganze Masse ein 
aufgetriebenes, schwammartiges Aussehen und es finden sich nur noch 
sinzelne grössere und deshalb schwerer angreifbare Stückchen, die festere 
Structur zeigen; man thut gut, die erforderliche Menge Chlorsäure nicht auf 
einmal, sondern in kleinen Portionen nach einander zuzufügen. Wenn 
die Chlorsäure in der angegebenen Weise gewirkt hat, so schreitet man 
zum Zusatz von Salzsäure, die man ebenfalls nicht auf einmal, sondern 
in kleinen Theilen nach und nach zugiebt; fast augenblicklich tritt eine 
äusserst energische‘ und starke Wirkung ein. 
Die Salzsäure wirkt auf die Chlorsäure, welche bereits in die äussersten 
und feinsten Poren des Gewebes eingedrungen ist, zersetzend ein, sie ent- 
wickelt aus derselben reichliche Mengen Chlor, und gerade dieses im status 
aascendi entwickelte Chlor übt eine überaus kräftig zerstörende Wirkung 
aus. In kürzester Zeit ist die ganze Masse unter fortlaufender Gasent- 
wickelung in einen gleichmässig dünnen Brei umgewandelt und schon nach 
ungefähr 2—3 Stunden haben sich zwei gesonderte Schichten gebildet: 
eine abenauf schwimmende Schicht von fast reinem. gelblich gefärbtem Fett
	        
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