I. Säuren.
703
Mit einiger Aufmerksamkeit sind also, die möglicherweise Gefahr
bringenden Zufälle leicht zu bemerken und zu verhindern.
Sollte übrigens die Zerstörung der Massen nach dem Concentriren
mit Chlorsäure nicht die gewünschte sein, so wird ein zweiter Zusatz von
Wasser und Chlorsäure stets das verlangte Resultat ergeben. Nachdem
man die Methode einige Male angewandt hat, wird man stets das Richtige
'eicht und sicher zu treffen im Stande sein und die einzelnen Operationen
vollständig beherrschen.
Sollte man genöthigt sein, sich die Chlorsäure selbst darstellen zu
müssen, so sind es zwei Wege welche hier in Betracht kommen:
Einmal die Darstellung aus chlorsaurem Baryt, durch Ausfällen in
wässriger Lösung mit Schwefelsäure, wobei ein Ueberschuss an Schwefel-
säure streng zu vermeiden ist, da er die Haltbarkeit des Präparates ge-
fährdet, ‚und zweitens die Fällung einer Lösung von chlorsaurem Kali
durch Kieselfluorwasserstoffsäure und Concentriren der vom Kieselfluor-
kalium abfltrirten wässrigen Chlorsäure.
In den meisten Fällen wird man jedoch in der Lage sein, die Chlor-
säure fertig beziehen zu können, da sie jetzt im Handel genügend rein
and brauchbar vorkommt.
Die vom Verfasser seit 5 Jahren bezogene!) Handelschlorsäure hat in
dieser Zeit nicht einmal Grund zur Klage gegeben.
Nachdem so die allgemeinen bei fast allen Untersuchungen ganz oder
zum Theil sich wiederholenden Operationen der Untersuchung vorausge-
schickt sind, wollen wir im Folgenden auf den Nachweis und die charak-
teristischen Reactionen der einzelnen Gifte übergehen und an diese Be-
schreibung eine Schilderung eines allgemeinen Ganges für die Absonderung
und den Nachweis aller häufigen vorkommenden Gifte nebeneinander an-
schliessen.
Es wird auf diese Weise durch blosse Hindeutungen auf den voran-
stehenden Theil genügende Aufklärung gegeben und so die Erörterungen
auf das geringste Maass beschränkt werden können.
Von den speciell zu beschreibenden Giften soll mit den ätzenden
Säuren und Alkalien sowie Phosphor begonnen werden, alsdann die
Alkaloide folgen, an welche die Mineralgifte sich anreihen werden.
l. Säuren.
Die Vergiftung mit Säuren ist fast immer durch die Spuren, welche
die Säuren an den Körpertheilen, welche sie berührt haben, sowie an den
Kleidern und dergl. hinterlassen haben. schon äusserlich wahrzunehmen.
) Bezogen von Dr. Wilh. Lagrange. Berlin N.W. Georgenstr, 33.