VI. Alkaloide. 797
Morphium, welches die Schärfe der Reaction beeinträchtigen könnte,
wird dadurch abgetrennt, dass man die alkalische Lösung mit Aether
schüttelt. Morphium bleibt ungelöst, Strychnin geht in Lösung.
Was die Reactionen, welche einige andere Körper wie Anilin, Curarin,
Papaverin, Solanin, Narcein, Veratrin ete. geben und welche der ange-
{ührten ähnlich sind, anbetrifft, so ist zu bemerken, dass diese Körper
sämmtlich (mit Ausnahme von Anilin) schon auf Zusatz der Schwefelsäure
gefärbt werden und sich hierdurch wesentlich von Strychnin unterscheiden;
Anilin aber giebt mit Schwefelsäure eine weisse und unlösliche Verbindung,
die auf Zusatz von Kaliumbichromat erst gelblich, dann bläulich wird,
später eine schön violette Färbung annimmt und schliesslich dunkel fast
schwarz wird; es ist demnach hinlänglich von Strychnin verschieden.
Strychninsalze schmecken intensiv bitter, sind in Wasser löslich
‘Strychnin als Base sehr schwer) und geben
mit. Goldchlorid einen amorphen später krystallinisch werdenden gelben,
in verdünnten Säuren unlöslichen Niederschlag,
mit Platinchlorid einen gleichen, sich ebenso verhaltenden Niederschlag,
mit Gerbstofflösung einen flockigen weissen Niederschlag,
mit Phosphormolybdänsäure einen hellgelben voluminösen Niederschlag,
4. Coniin.
Diese aus dem Schierling (conium maculatum) stammende Base wird
»ft dadurch erkannt, dass man, abgesehen von dem zu liefernden chemischen
Nachweis, in den zu untersuchenden Objecten organisirte Theile pflanz-
lichen Ursprungs findet, die man botanisch identificiren kann.
Die Blätter des Schierlings sind dreifach gefiedert auf dicken, runden
festgekielten, an der Basis mit randhäutiger Scheide versehenen Kielen
sitzend. Die kleineren Blättchen sind eirund und gesägt, die Spitze läuft
stachelförmig aus. Alle Theile der Pflanze sind kahl und matt, und riechen
desonders beim Uebergiessen mit Kalilauge intensiv widerlich.
Nachweis: Das als Hauptbestandtheil giftig wirkende Coniin wird
aus den zu untersuchenden Objecten nach Extraction mit Alkohol (siehe
oben Einleitung) etc. mit Kalilauge und Aether ausgeschüttelt und bleibt
nach dem Verdunsten des Letzteren zurück.
Es hat den eigenthümlichen, besonders bei Gegenwart von über-
schüssigem Kali auftretenden, stechenden widerwärtigen Geruch, ist ein
wasserhelles Oel, löslich in Aether, Alkohol und ätherischen und fetten
Oelen, bei 212° (oder nach anderen Angaben bei 168°) ohne wesentliche
Zersetzung siedend und flüchtig und bildet mit Säuren in Wasser und
Alkohol leicht, in Aether schwer lösliche, nicht krystallinische Salze.
Platinchlorid giebt ein tiefrothes krystallinisches, auf‘ 1009 erhitzt
Coniin ausscheidendes Doppelsalz.