Full text: Chemisch-technische Untersuchungsmethoden der Gross-Industrie, der Versuchsstationen und Handelslaboratorien (2. Band)

30 Gerichtlich-chemische Untersuchungen, 
An diese Behandlung der organischen Basen wollen wir noch zum 
Schluss kurz einige Bemerkungen über Kohlenoxydvergiftung und Chloro- 
form schliessen. 
9. Kohlenoxydgas?). 
Unglücksfälle und Selbstmorde kommen durch Kohlenoxydgas häufig 
vor. Die Leichenstarre ist bei diesen Vergiftungen stark, die Organe sind 
»lutreicher als gewöhnlich und das Blut ist hellroth. 
Der Nachweis für Kohlenoxyd wird ausser durch den Sections- 
befund durch die chemische und spectroskopische Probe geliefert. 
Saugt man durch das Object vermittelst eines Aspirators Luft, das 
man nach dem Durchstreichen der Objecte in Waschflaschen mit Schwefel- 
säure und Kisenacetat wäscht, so ruft diese Luft, schliesslich in eine 
Palladiumchlorürlösung geleitet, eine Abscheidung metallischen Palladiums 
nervor. 
Im Blut wird Kohlenoxyd durch Spectralprobe nachgewiesen. Die von 
gewöhnlichem normalen Blute nicht wesentlich verschiedenen Spectral- 
dänder (Absorptionsbänder) im Gelbgrün des Spectrums werden nämlich 
durch Zusatz und Schütteln des Kohlenoxydblutes mit Schwefelammonium 
nicht verändert, während sie bei normalem Blute zu dem dem reducirten 
Hämaglobin entsprechenden Bande verschmolzen werden. 
Nach Hoppe-Seyler ist Kohlenoxydblut auch insofern verändert, als 
es mit einem gleichen Volum Natronlauge auf einer weissen Porzellan- 
schale versetzt schön zinnoberroth gefärbt wird, während gewöhnliches Blut 
unter gleichen Verhältnissen missfarbig, schmutzigbraungrün wird. 
10, Chloroform. 
Vergiftungen mit Chloroform werden am besten durch Destillation 
der Objecte und Prüfung des Destillates dadurch nachgewiesen, dass man 
einen Theil desselben mit alkoholischer Kalilauge und Anilin erwärmt und 
das Chloroform am charakteristischen Geruch des dabei gebildeten Isonitrils 
erkennt. Diese Reaction ist äusserst scharf und zutreffend. 
Ist das Chloroform resorbirt, so destillirt man am besten auf dem 
Wasserbade durch ein Rohr, das wie beim Marsh’schen Apparat an 
mehreren eng ausgezogenen Stellen im Glühen erhalten wird; hinter der 
glühenden Stelle befindet sich ein Streifchen in Jodkaliumkleister getränkten 
Papieres. Ist Chloroform vorhanden, so wird es durch die Glühhitze 
in seine Bestandtheile zerlegt; das Chlor entwickelt aus dem Jodkalium 
Jod und dieses färbt das Papierstreifchen blau, während flüchtige Chlor- 
kohlenstoffverbindungen sich als weisse Nadeln an den kalten Stellen des 
Rohres ansetzen. 
') Val. über Kohlenoxyd S. 644.
	        
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