Full text: Chemisch-technische Untersuchungsmethoden der Gross-Industrie, der Versuchsstationen und Handelslaboratorien (2. Band)

A: Blutnachweis, 735 
Der chemische Nachweis wird sich ausser auf die allgemeinen Be- 
standtheile des Blutes, Eiweiss, Eisen etc. auf die gerade nur das Blut 
;harakterisirenden Bestandtheile desselben, und dies ist hauptsächlich der 
Blutfarbstoff, zu erstrecken haben. 
Die allgemeinen Reactionen: Coagulation von Eiweiss, durch salpeter- 
saure oder essigsaure Fällung mit Milons Reagens, Nachweis von Eisen 
oder Stickstoff (letzteres nach Lassaigne durch Erhitzen mit Natrium ete.) 
sind nur von allgemeiner, bestätigender Bedeutung; wichtiger ist der Nach- 
weis des Blutfarbstoffes. Derselbe geschieht wie folgt: 
Mit Natriumwolframiat giebt Blut einen braunrothen, in verdünnten 
Säuren unlöslichen, aber in Ammoniak mit dunkler Färbung löslichen und 
aus dieser Lösung durch Säuren wieder ausfällbaren Niederschlag (Sonnen- 
schein). 
Wird eine noch so schwache, kaum äusserlich als gefärbt zu erkennende 
wässrige Blutlösung vor den Spalt des Spectralapparates gebracht, so 
:reten im Spectrum die für Blut charakteristischen Absorptionsbänder 
zwischen. den Frauenhofer’schen Linien D und E auf. 
Sehr charakteristisch für die Anwesenheit von Blut ist es, wenn man 
den Blutfarbstoff krystallinisch gewinnen kann; man erreicht dies am besten 
dadurch, dass man eine Spur des zu prüfenden Fleckes auf einem Object- 
träger mit Eisessig. (derselbe muss höchst concentrirt sein und hängt von 
seiner Concentration die Möglichkeit der Häminkrystalldarstellung wesentlich 
ab) erweicht, nach Hinzufügung‘ von Kochsalz (Spuren) und mehr Kisessig 
bis zum Sieden erwärmt und dann langsam verdunsten lässt. Man prüft als- 
dann nach Befeuchten mit Wasser und Bedecken mit einem Deckglase das 
Object mikroskopisch und findet bei Anwesenheit von Blut die durch ihre 
gerstenkorn- oder wetzsteinartige Form ausgezeichneten, manchmal auch 
rhomboedrischen, oft kreuzförmig gruppirten Häminkrystalle, die in Wasser 
und Essigsäure unlöslich, dagegen in Alkalien löslich sind. Sie zeichnen 
sich durch ihre gelbbraune später dunkelbraun werdende Färbung und 
durch ihr Verhalten im polarisirten Licht aus. 
Schaltet man nämlich zwischen Ocular und Öbjectiv des Mikroskopes 
ein Nicol’sches Prisma und zwischen Object und Spiegel ein zweites 
Prisma ein, und stellt dieselben so, dass das Gesichtsfeld möglichst hell 
erscheint, so sieht man die Krystalle dunkelbraun auf hellem Grunde; 
dreht man jetzt das obere Prisma um 90°, so erscheinen dieselben hell- 
ijeuchtend, goldglänzend, auf schwarzem Gesichtsfelde. 
Aehnlich krystallisirende Körper wie Indigo, der übrigens schon an 
der blauen Farbe der Krystalle zu unterscheiden ist, Harnsäure etc. zeigen 
dies Verhalten und überhaupt die Farbe und das Lösungsverhalten der 
Häminkrystalle nicht, sind also nicht mit ihnen bei einiger“ Aufmerksam- 
keit und Kenntniss zu verwechseln.
	        
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