C. Samenflecken. 741
Ein längeres, nur schwach oder allmählich gebogenes in eine Spitze
auslaufendes Haar ist, da ja Männerhaare doch steis verschnitten werden,
ein Frauenhaar oder ein Kinderhaar; ein längeres mit Wurzel versehenes,
am anderen Ende stumpf bis halboval endigendes Haar, das gleichmässige
Dicke zeigt, ist ein Haupthaar und zwar ein einmal verschnittenes oder
abgerissenes Haar und kann das Haar eines Mannes sein; ein Haar mit
Wurzel, dessen Ende durch eine scharfe Fläche oder zerfaserte Ausläufe
begrenzt ist, und dessen Markstrang bis zu diesem Ende geht, ist kurz vor
der Trennung vom Haarboden abgerissen oder abgeschnitten; ein an beiden
Seiten stumpf endigendes Haar ist abgerissen oder abgeschnitten.
Bei dem Untersuchen und Vergleichen der Haare in forensischen
Fällen sind alle einzelnen Merkmale aufs Genauste und Sorgfältigste in
Betracht zu ziehen, z. B. ob sie an Blut kleben, ob Fetttheile, Fettpolster,
Hauttheile, Samenthiere und dergl. daran befindlich, ob sie mit Höllenstein,
Blei oder dergl, gefärbt, ob sie zerschlagen, zerschnitten, zerfasert sind,
welche Anordnung der einzelnen Zellen der Marksubstanz, welche Spitze,
was für eine Farbe sie haben und dergl. mehr. Aus Zusammenstellung
aller dieser Momente lassen sich dann oft recht genügende Schlüsse ziehen.
Was die Veränderung der Haare an schon begrabenen Leichen betrifft,
so ist erst durch Chevalier bewiesen, dass sich die Farbe der Haare bei
längerem Begrabensein der Leichen verändern.
Zum Schlusse sei noch bemerkt, dass sich bei Arsenvergiftungen in
den Haaren Arsen nachweisen lässt.
C. Samenflecken.
Das Suchen nach solchen Flecken‘ kommt meist in Bettzeug, Hemden
and Kleidungsstücken vor. Man muss zuerst naturgemäss die Stellen
prüfen, welche durch Samen am leichtesten befleckt werden. Die Prüfung
muss bei passender Beleuchtung mit grösster Genauigkeit durchgeführt
werden, weil die Flecken oft sehr schwer zu finden sind. Sie halten sich
verhältnissmässig lange und unverändert und erscheinen als scharf dunkel
vegrenzte meist stark gesteifte Flecken von gelblich grauer Farbe. Oft
oilden sie eine aufliegende, glasartige Schicht, oft kaum einen Anflug.
Für den Nachweis des Spermas ist unbedingt die mikroskopische Auf-
indung der charakteristischen Samenfäden (spermatozoa) nöthig.
Der Eiweiss und Phosphate haltende, alkalisch reagirende Samen hat
[risch einen eigenthümlichen, an den Geruch von frischgewaschener Wäsche
erinnernden Geruch. Die für den Nachweis wesentlichsten Bestandtheile
desselben sind die Samenfäden; es sind dies birnförmige, theils ovale Ge-
bilde, die mit einer langen fadenförmigen, schwanzartigen Verlängerung
versehen sind.