Full text: Nordostdeutschland (Band 2)

Lüb 
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Lül 
S. Johannis-Klst, 1177 gew. für Benedikt, Mönche, seit 1245 Cisterc.- 
Nonnen, seit 1574 evang. Jungfrauenstift. Nach Abbruch der K, 
zu A. 19. Jh. und der letzten Klostergeb. bis auf einen s Mauer- 
rest mit Rundbogenfries, 1904 nur der Gr. der großartigen Anlagen 
erhalten, aufgenommen 1805. ; 
[Orgel, 17. Jh., jetzt in der Kirche zu Groß-Grönau bei Lübeck; 
hübsche Fassade.] 
Rathaus, (Th. Hach in Blättern für Archt. und Kunstgwb. XIV. — 
Stiehl, Das deutsche Rathaus im Ma., 1905.) Das großartigste des 
deutschen Ma., wie es dem Vorort der Hansa nicht anders ziemt. 
In der Hauptmasse got. Backsteinrohbau; die mit Sandstein ver- 
blendeten Anbauten der Renss. nicht ausgedehnt, aber in die Augen 
fallend. Man unterscheidet 2 rechtwinklig zu einander stehende 
Gebäude: das alte Rathaus, SFront gegen den Markt, NFront 
gegen die Marien-K.; das jüngere Rathaus, WFront gegen den 
Markt, OFront gegen die Breitestraße. 
a) Das alte Haus. Ergebnis mehrerer Um- und Ausbauten im 
13. und 14. Jh. Dem ältesten Bau, 1220—26, gehören die mäch- 
tigen in 3 Sch. von N nach S verlaufenden Kellergwbb. sprom. 
Charakters. Der Oberbau setzte sich aus 2 getrennten Saalgebäuden, 
Rathaus im engern Sinne und Kaufhaus, zusammen, jedes c. 13:26 m, 
gesondert durch einen c. 10 m br. Hof (vgl. Stralsund). Aus 
dieser Bauzeit ein Teil des vom Markte aus sichtbaren SOGiebels 
mit ansteigendem sprom. Rundbeg.fries. In der 2. H. 13. Jh. wurden 
im Hof feste Verkaufsstände eingerichtet, wurde das Rathaus in 
den OFlügel an der Breitestraße (1316: „domus nova consularis“) 
verlegt und wurden die Schmalseiten der 3 parallelen Räume nach 
S zu einer einheitlichen Front ausgebildet. Das Prinzip derselben 
ist späterhin in der hanseatischen Rathausarchitektur wiederholt 
nachgeahmt worden, Ihr Eigentümliches liegt in dem Verzicht 
auf die künstlerische Verwertung des Giebelmotivs, das sonst das 
eigentliche Leitmotiv der bürgerlichen Architektur bildet (vgl. außer 
den Wohnhäusern die Rathäuser der Altmark und Mark Branden- 
burg); eine gewaltige, wagerecht abschließende Wand deckt die 
3 Giebel vollständig zu und nur die 2 ‚großen Kreisöffnungen, 
durch die man die freie Luft sieht, verraten .die Stellen zwischen 
den hinter der Wand liegenden Satteldächern. Die Gliederung 
wird durch wenige, aber ganz mächtige Motive bewirkt: außer 
den oben genannten Kreisöffnungen und dem stehengebliebenen 
sprom. Giebelfries sind_es 2 Blenden im Schema. eines frgot. 
Kirchenfensters mit Rosette im Bogenfeld. Weiter bestimmen den 
Charakter dieser merkwürdigen Front (deren unterer Teil leider 
durch den Renss. Anbau um seine Wirkung kommt) die zur Ver- 
steifung angelegten Turmpfl. mit Spitzhelmen: 1 in der Mitte,
	        
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