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in 4 Stücken. Nur auf diesen Rand möchte ich die Gießerbezeich-
nung Tile Bruith (Bruick?) beziehen; das Mittelstück‘ ist ober-
deutscher Import, wie mir scheint eine der besten Arbeiten der
Vischerschen Werkstatt in Nürnberg (vgl. u. a. das Granatmuster
des Grundes). Bewegung und Massenkontraste von ganz unge-
wöhnlicher Feinheit. Der Rosenkranz, den die gefalteten Hände
hielten, ist verschwunden; ebenso ‚der leicht ausgearbeitete Bal-
dachin um das Kissen. Die Platte bis 1884 in der Dominikaner-K.
— Die in der Zahl 11 erhaltenen Hängeepitaphe° gehen meist
über den Durchschnittswert nicht hinaus; das beste das Karowsche
1614, die vorzügliche Holzarbeit von Görries Quade (vgl. S. Jürgen),
die Alabaster-Reliefs und Statuetten niederländischer Import. —
[n mehreren Kapp. Wandgemälde° von c. E. 14. Jh. freigelegt
(renss.). — In der mittleren Chor-Kap. Glasmalerei°, modern
zusammengestellt. — Bmkw. Kelche° und andere Silberarbeiten.
S. Jürgen-K.° Großartige Anlage, jedoch unvollendet. Basilika.
Ihr scheint, wie in S. Marien, eine Hlilk. vorausgegangen zu sein,
Im Neubau sind die als Chor dienenden 3 OJoche der älteste Teil
(A. 14. Jh.); man ließ es nachher bei geradem Schluß bewenden.
Der Bau des. 15. Jh. (Ablaßbriefe 1447, 1449) vermehrte die Breite
der 3 Sch. von 20,50 .auf 31 m und fügte (planmäßig) Seiten-Kap.
hinzu, wodurch die Breite auf 44 m anwuchs. Zur Ausführung
kamen nur ein mächtiges Qsch. und 3 J. des Lhs. Das System
ist ähnlich dem in S. Marien (doch ohne Strebebg.), die Höhe noch
beträchtlicher, die Raumwirkung ganz gewaltig. An den Gwbb.
das’ Zeichen des Hans‘ Martens (ft 1497). — Hochaltar® um
1430, durch Größe und verhältnismäßig gute Erhaltung ein Haupt-
werk der ganzen Gattung. Schrein in Breitformat, Doppelflügel,
geöffnet 10,67 br., 4,42 h. Der Schrein ist senkrecht in 3 gleiche
Teile zerlegt; im mittleren Christus und Maria auf dem himm-
lischen Doppelthron; in den beiden seitlichen, die in 2 Ränge ge-
teilt ‘sind, je 4 Einzelfigg. von Heiligen unter besonders reich aus-
gebildeten Baldachinen; dies. System ‘setzt sich auf den Flügeln
fort, so daß die Zahl auf 40 steigt. Die Gestalten gedrungen, in
den Typen und Stellungen monoton; die Gewandung mit großem
Fleiß in jenen vielen, kleinen, fließenden Parallelfalten ausgeklügelt,
die für die letzte got. Epoche vor Eintritt des Realismus bezeich-
nend sind... Als oberer Abschluß ein Blumenkamm. Die Kreuzi-
gungsgruppe über dem Schrein früher am Lettner: Die' Gemälde
der Flügel (bei der ersten Wandelung 16 Felder) sind im Sinne
des Realismus um einiges fortgeschrittener. Uber den Ursprung
des Werkes ist nichts bekannt, es braucht nicht notwendig außer-
halb Wismar gesucht zu werden; die Gemälde müßten auf ihr
prinzipielles Verhältnis zu den Hamburger Meistern Bertram und